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Die Pleite von Mirko Kovats' A-Tec Industriesreißt nun auch AE&E in die Insolvenz.

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Wien - Die insolvente Industrieholding A-Tec hat nun auch ihre angeschlagene Anlagentochter AE&E in die Pleite gerissen. Das Handelsgericht Wien hat am Mittwoch ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung über die Zwischenholding AE&E Group GmbH eröffnet. Mit den Erlösen aus der Zerschlagung und dem Verkauf der Teile des Anlagenbauers dürften die Ansprüche der Gläubiger der Muttergesellschaft befriedigt werden.

Das Sanierungsplanverfahren der A-Tec, die den Gläubigern die Mindestquote von 30 Prozent angeboten hat, sei nicht gefährdet, weil es verhältnismäßig wenige Haftungen gegenüber der AE&E-Gruppe gebe, erklärte A-Tec in den Vormittagsstunden via Aussendung.

Am Nachmittag berieten die A-Tec-Gläubiger über die weiteren Schritte nach der AE&E-Insolvenz. Ergebnisse wurden zunächst nicht bekannt. In Betriebsversammlungen wurden die rund 600 österreichischen Beschäftigten in Graz und Wien über die Auswirkungen des Insolvenzeröffnung auf die Standorte informiert. Beobachter erwarten, dass die Standorte wenigstens bis zur Abstimmung über den Sanierungsplan weitergeführt werden.

 

Die Gläubiger der A-Tec verhandeln am Donnerstag weiter, um ungewollte Konkurse von operativen Betrieben der AE&E zu verhindern, sagte Gläubigersprecher Hans-Georg Kantner am Mittwochabend. Zuvor hatten die Gläubiger drei Stunden lang über das am Mittwoch eröffnete Insolvenzverfahren der AE&E Group diskutiert. Morgen soll eine erneute Gläubigerausschusssitzung Möglichkeiten diskutieren, "die es wichtigen und profitablen operativen Firmen (von AE&E, Anm.) ermöglichen, weiterzuarbeiten", sagte Kantner. "Die Holding ist in der Verantwortung, beizutragen, dass solche Tochtergesellschaften nicht auch insolvent werden." Auf Details wollte Kantner nicht eingehen. "Einzelne Gesellschaften" der AE&E könnten verkauft werden. Im Zentrum stehen wie immer Finanzierungen.

20-Prozent-Quote

Zum AE&E-Insolvenzverwalter bestellte das Handelsgericht den Wiener Rechtsanwalt Dr. Stephan Riel. Er muss einen Sanierungsplan auf Basis einer 20-prozentigen Quote vorlegen, die Entscheidung darüber liegt aber bei den betroffenen Gläubigern. Die gerichtliche Anmeldefrist endet mit 2. Februar 2011. Die Gläubigerversammlungen inklusive der Sanierungsplantagsatzung wurden für den 16. Februar anberaumt.

In der Ankündigung des Insolvenzantrags in den Vormittagsstunden wies die A-Tec die Verantwortung für das erneute Scheitern der Verhandlungen den Banken zu: Zuerst seien Finanzierungsverhandlungen gescheitert, weil "nicht alle Konsortialbanken grünes Licht gaben", danach sei mit dem von den Banken favorisierten Kaufinteressenten Mass Financial Corp (MFC) weitgehend Einigung erzielt worden; doch bevor es zur Vertragsunterzeichnung kam, sei bekanntgeworden, dass Mass "sich nicht mit allen Konsortialbanken auf den Bankenbeitrag zur Sanierung einigen konnte".

558 Millionen Passiva

Ein Bankensprecher wies diese Darstellung als nur teilweise richtig zurück: Der Interessent aus Hongkong habe zum Ende der Verhandlungen 'Bedenken bekommen und vor dem Abschluss alle Risiken "erneut auf die Waagschale gelegt".

Die Passiva der AE&E belaufen sich laut aktuellem Status auf 558 Mio. Euro, davon entfallen 355 Mio. Euro auf Haftungen und rund 169 Mio. Euro auf Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen. Die Aktiva erreichen 137 Mio. Euro.

Der Anlagenbauer gilt mit mit einem Jahresumsatz von zuletzt 1,8 Mrd. Euro und knapp 5.000 Beschäftigten als Herzstück der A-Tec. Nach der Akquisition im Jahr 2002 hatte A-Tec-Chef Mirko Kovats den bisherigen Nischenplayer durch zahlreiche Akquisitionen in Asien, den USA und Europa internationalisiert.

Zwei aus dem Ruder gelaufene Kraftwerksprojekte in Australien sollen mehr als 100 Mio. Euro an Verlusten verursacht haben und sind von A-Tec für die Auslösung des Sanierungsverfahrens verantwortlich gemacht worden.

Die Insolvenz ist die drittgrößte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte nach Konsum und der Baufirma Maculan. (APA)