Seit 2010 ist Paul Sommersguter auch Staatsmeister in der Kategorie Kartenmagie.

Foto: Paul Sommersguter

Er kann Dinge verschwinden lassen und weiß immer, welche Karte sein Gegenüber gezogen hat: Paul Sommersguter ist 27 Jahre alt und Magier. Seit Oktober 2010 darf sich der Zauberkünstler auch noch Staatsmeister der Kartenmagie und Sieger des Grand Prix, die höchste Magier-Auszeichnung Österreichs, nennen. Dabei hätte sich der gebürtige Wiener nie gedacht, dass "man mit Zauberei auch Geld verdienen kann".

Die ersten Berührungspunkte mit Zaubertricks waren für Sommersguter die Extras in den Mickey Maus Magazinen, aber "bei denen steht man eben schnell an". Als Jugendlicher habe er dann auf einer Party den Bruder einer Freundin zaubern gesehen und gewusst: "Das möchte ich auch unbedingt machen."

Erst nach vielen Überredungsversuchen, hätte dieser sich dann erweichen lassen, seine Tricks preiszugeben. "Weil er dann gemerkt hat, dass ich wirklich Zauberer werden will", sagt Sommersguter. Schon nach einem Jahr habe er den "Mentor" dann aber "leergesaugt" und begonnen, sich selbst Tricks beizubringen. Das wäre auch wichtig, denn "als Kopie kommt man nicht weit".

Magische Wettbewerbe

Vor allem bei den Wettbewerben würde Originalität großgeschrieben werden, "sonst gewinnst du keinen Blumentopf". In Österreich müsse man sich dann vor insgesamt sieben Preisrichtern zwölf Minuten lang behaupten, wobei wie beim Schispringen die höchste und die niedrigste Wertung gestrichen würden. Nur der Laienrichter, also ein Nicht-Zauberer, müsste in der Wertung bleiben.

Spannend sei auch, dass man für jede Platzierung eine Mindestpunkteanzahl erreichen müsste. "Das heißt, auch wenn man in einer Kategorie alleine antritt, kann man sich nicht sicher sein, dass man gewinnt", erzählt der Magier. "Niveauschutz" nenne sich das und sei auch sinnvoll.

Eine Show vor Häftlingen

Einen seiner außergewöhnlichsten Auftritte hatte Sommersguter in der Justizanstalt Graz-Karlau. "Ich habe den Oberst der Anstalt gekannt und er wollte, dass ich vor seinen Häftlingen eine Show spiele", sagt der Zauberer und fügt hinzu: "Ich war vorher und nachher nie wieder so aufgeregt, wie an diesem Tag." Als "Beistand" habe er sich damals auch einen Kollegen mitgenommen und gemeinsam mit ihm die Show gebaut. "Aber als wir dort ankamen, haben sieben bewaffnete Cobra-Leute alles wieder über den Haufen geschmissen", so Sommersguter

Die erste Reihe wurde leergeräumt, da sie zu nah gewesen wäre, Körperkontakt war verboten und auch manche Utensilien, wie Messer, durften nicht in die Justizanstalt mitgenommen werden. Diese Sicherheitsvorkehrungen hätten die meisten Tricks schwer bis unmöglich gemacht. "Wir haben die 60 Minuten Vorstellung dann in 47 Minuten durchgepeitscht, aber zum Glück hat alles funktioniert", erzählt Sommersguter.

Jus als zweites Standbein

Funktioniert hat auch die Karriere des jungen Magiers, obwohl er "zur Sicherheit" sein Jus-Studium abgeschlossen hat. "Meine Eltern haben immer gesagt, dass ich fertig studieren soll und auch für mich war das wichtig." Zwar liege sein Abschluss jetzt "in der Schublade", aber er fühle sich mit dem Wissen, nicht von der Zauberkunst leben zu müssen, sicherer.

Auch auf der Bühne fühlt sich Sommersguter nie wirklich unsicher: "Mir ist noch nie ein Fehler passiert, den ich nicht kaschieren konnte. Der Vorteil ist auch, dass das Publikum nicht weiß, was kommt." So habe er immer ein zweites Kartenpäckchen eingesteckt, falls das erste hinunterfällt, "weil ich krabbel während einer Vorstellung sicher nicht am Boden und sammel die Karten wieder auf".

Seine Karten hat Sommersguter so gut wie überall dabei, so auch am Abend beim Fortgehen. "Ich zaubere gerne vor Frauen. Das macht großen Spaß und den Frauen gefällts auch." Außerdem hätte die "Flirttaktik" auch drei Vorteile: "Ich habe eine gute Zeit, die Frau hat eine gute Zeit und ich übe auch noch für meine Shows", sagt der 27-Jährige und findet noch einen vierten Vorteil: "Und mein Getränk muss ich mir wahrscheinlich auch nicht selbst bezahlen."

Vorstandsmitglied des Magischen Zirkels

Paul Sommersguter ist auch Vorstandsmitglied des Magischen Zirkels in Graz und das, obwohl er nie "irgendwelchen Clubs beitreten wollte". Um Mitglied des Zirkels zu werden, muss man zuerst beweisen, dass es einem ernst ist mit der Zauberei. Erst dann geben die Magier ihre Geheimnisse preis. Nach dem dritten Erscheinen bei Clubabenden wird dann abgestimmt, ob aus dem interessierten Zauberer ein "Anwärter" wird. Ein Jahr später darf ein Anwärter dann zur Aufnahmeprüfung antreten und wird schließlich Teil des Zirkels.

Jedem, der Magier werden will, rät Sommersguter sich zuerst selbst Tricks beizubringen und Sachen auszuprobieren: "Dazu braucht man nicht mehr als ein Kartenpäckchen oder ein paar Münzen. Dann kann man schon tausende Dinge machen." Wenn man dann wirklich bei der Zauberei bleiben möchte, soll man sich an einen älteren Magier wenden und ihn als "Mentor anheuern". Sommersguter selbst teilt zurzeit sein Wissen mit einem jungen Zauberer und ist auch zukünftig offen für neue "Schüler". (Bianca Blei, derStandard.at, 24.11.2010)