Wien - Wenn Wissenschaftsministern Beatrix Karl schon nicht mit Euroscheinen winken kann, wirft sie im kommenden Jahr wenigstens mit Paragrafen um sich - und dies gar nicht sparsam. Novellen des Uni-Gesetzes (UG) stehen üblicherweise alle paar Jahre auf der politischen Agenda. Doch nach Monaten der Proteste von Studierenden bis hinauf zu den Rektoren, ist die Regierung unter Zugzwang.

So stehen 2011 zumindest zwei größere UG-Änderungen ins Haus. Die eine betrifft die neuen Studieneingangsphasen mit Aufnahmeverfahren, die andere die Studienplatzfinanzierung und damit eine kleine Sensation: Der Studienzeitverzögerungsparagraf, der im Zuge des Budgetgesetzes hätte gestrichen werden sollen, bleibt nun doch im UG verankert, wie der UniStandard von Karl erfahren hat. "Inzwischen ist die ÖVP mit dem Koalitionspartner übereingekommen, diese Problematik im Zuge einer Novelle zur Studienplatzbewirtschaftung zu lösen", erklärt Karl.

Das bedeutet einen Etappensieg für die Studierenden, denn so können sie auch zukünftig die Republik klagen, wenn sie trotz erbrachter Leistungen Wartezeiten in Kauf nehmen müssen.

Neues Modell statt Geld

Gerade um Verzögerungen zu verhindern, bräuchten die Unis aber mehr Geld. Doch dazu fehlt der politische Wille, stattdessen sollen nun die Rektoren gemeinsam mit Karl bis April ein Modell zur Studienplatzfinanzierung ausarbeiten. Denn: "Wir können nicht von den Universitäten verlangen, Studienplätze zu garantieren, ohne ihnen auch die dafür notwendigen Rahmenbedingungen und Instrumente in die Hand zu geben", sagt Karl.

Das Prinzip der Studienplatzfinanzierung wird in anderen Ländern wie Dänemark oder Schweden längst praktiziert. Berechnet wird, wie viel Kosten pro Studierenden bei einem bestimmten Betreuungsverhältnis insgesamt anfallen. Diese sogenannte "Normzuteilung", multipliziert mit der Anzahl der Studierenden, ergibt ein benötigtes Gesamtbudget für die Universitäten. Bei einem fixen Budget und berechneter Normzuteilung ist die Zahl der Studienplätze dadurch automatisch festgelegt - und das ist normalerweise in Ländern mit Studienplatzfinanzierung auch der Fall.

Doch für Österreich soll eine "österreichische" Variante erarbeitet werden, in der weder das Budget vorerst erhöht wird (dagegen wehrt sich vor allem die ÖVP) noch die Plätze beschränkt werden (hiergegen legt die SPÖ ihr Veto ein). 2013 soll sie in Kraft treten.

Beschränkung mit Eile

Bereits im Dezember wird die Novelle, in der die Aufnahmeverfahren geregelt sind, in Begutachtung gehen und planmäßig im Jänner im Parlament verabschiedet werden. "Wir haben zeitlichen Druck, damit die Universitäten die Novelle rechtzeitig für nächsten Herbst umsetzen können", sagt Karl. Ein Grund für die Eile sei auch der erwartete verstärkte Ansturm deutscher Studierender aufgrund des Doppelabiturs. Fix geplant ist eine Studieneingangsphase, die ein bis drei Monate dauert, aber trotz Selektion ohne Knock-out-Prüfungen auskommen soll.

Ist das neue Aufnahmeverfahren für die Massenfächer kein Widerspruch zum freien Hochschulzugang? Claudia Schmied: "Nein, das ist für mich kein Widerspruch, wenn es Teil des Studiums ist und mehrere Prüfungen umfasst."

Die Studenten fühlen sich von den bevorstehenden Novellen vor den Kopf gestoßen: "Der SPÖ ist nicht klar, dass wir nicht über ein Finanzierungsmodell, sondern über Zugangsbeschränkungen debattieren", ist ÖH-Vorsitzender Thomas Wallerberger erbost. (Astrid-Madeleine Schlesier, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.11.2010)