London - Im Normalfall sind Männer (noch) etwas größer als Frauen. Dieser Umstand könnte sich auch in unseren Gesichtern und unserer Gesichtswahrnehmung widerspiegeln, vermuten die australischen Psychologen Darren Burke und Danielle Sulikowski.

Sie ließen für ihre Studie, die im Fachblatt "Evolutionary Psychology" (Bd. 4, S. 573) erschien, Testpersonen Gesichter beurteilen. Wurden die Gesichter aus einer leicht erhöhten Perspektive betrachtet, wurden sie automatisch als weiblicher beurteilt. Umgekehrt erschienen von unten betrachtete Gesichter als männlicher.

Die Forscher folgern, dass die schmalere Stirn- und Augenpartie und der kräftige Kiefer der Männer sowie die größeren Augen und das schmalere Kinn der Frauen sich auch deshalb entwickelt haben könnten, weil sie den perspektivischen Effekt verstärken.

Nicht unbedingt eine Bestätigung dieser Studie liefern Forscher vom MIT in Cambridge im Fachblatt "Current Biology". Sie zeigten ihren Testpersonen auf Computern androgyne Gesichter. Dabei stellte sich heraus, dass es davon abhing, in welchem Teil des Sehfelds die Bilder aufblitzten, ob dieselben Gesichter als männlich oder als weiblich wahrgenommen wurden. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 25. 11. 2010)