Wien/Damaskus - Syriens "Abenteuer mit Nordkorea", von dem der ehemalige israelische Chefverhandler Itamar Rabinovich im Standard-Interview spricht, lässt auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien nicht los. Rabinovich bezieht sich auf Geheimdienstinformationen, laut denen Nordkorea im Begriff war, den Syrern einen geheimen Atomreaktor in al-Kibar (Deir Alzour) zu bauen - der jedoch 2007 bei einem israelischen Luftangriff, den sowohl Damaskus als auch Jerusalem mit viel Diskretion behandelten, in Schutt und Asche gelegt wurde.

Die IAEO, die für die Überwachung der nuklearen Aktivitäten ihrer Mitgliedsländer zuständig ist, möchte klären, was hinter diesem Gebäude steckte - dessen Überreste die Syrer nach dem Angriff eilig entfernten. Verdacht erregt auch die Tatsache, dass am Standort Uranspuren gefunden wurden und dass Damaskus die IAEO-Inspektoren nicht alles untersuchen lässt, was sie verlangen.

Zutritt zu Anlagen

Unter anderem wird ihnen der Zugang zu drei anderen Anlagen verweigert. Diese stehen allerdings nicht unter dem Safeguards-Vertrag zwischen Damaskus und der IAEO, Syrien ist also nicht automatisch verpflichtet, Inspektoren hineinzulassen.

In einem neuen IAEO-Bericht fordert Generaldirektor Yukiya Amano von Syrien jedoch in klaren Worten mehr Kooperation ein. Die Stimmen werden lauter, dass die IAEO von Syrien eine "special inspection" - außerhalb der üblichen Kontrollen - verlangen soll. Dieses Sonderinstrument wurde das letzte Mal 1993 in Nordkorea eingesetzt. (guha/DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2010)