Fontane-Briefe vor ihrer Versteigerung

Foto: Hauswedell & Nolte

Hamburg - In Hamburg sind am Mittwoch 296 Briefe und 25 Postkarten des Dichters Theodor Fontane für 319.900 Euro versteigert worden - und zwar an einen Auftragsbieter für eine öffentliche Institution, wie das Haus Hauswedell & Nolte am Donnerstag mitteilte.

Die Sammlung besteht aus 56 mit Gänsefeder verfassten Schreiben Fontanes an den Berliner Journalisten Fritz Mauthner sowie 240 Briefe und 25 Postkarten an den schlesischen Amtsgerichtsrat Georg Friedlaender. "Diese Korrespondenz ist Weltliteratur", sagte der Chef des Auktionshauses, Ernst Nolte.

Mit niemandem habe Fontane einen so ehrlichen und offenen Briefwechsel über alle Fragen und Ereignisse, die Menschen interessieren könnten, geführt wie mit dem Amtsgerichtsrat. Die Schreiben hätten im Fluchtgepäck einer nach dem Zweiten Weltkrieg aus Schlesien Vertriebenen überlebt. Friedlaenders Gegenbriefe seien dagegen nach Fontanes Tod von dessen Gattin vernichtet worden.

Die Briefe an Friedlaender wurden nach ihrer Veröffentlichung 1954 auch von Thomas Mann gelesen und äußerst positiv rezensiert: "Welche Wohltat ist es, dem vertrauten und liebenswerten Tonfall dieses Briefstils in seiner anmutsvollen Saloppheit, aber auch in seiner erregten, gespannten und ins Schwarze treffenden Weltkritik wieder zu lauschen". (APA)