"Nicht genügend, setzen!" Diese Bewertung bekommt das föderale Schulsystem von Eltern in Deutschland. 91 Prozent sprechen sich in einer Forsa-Umfrage der Zeitschrift Eltern für bundesweit gleiche Bedingungen in Schulen aus. Doch dies wird auf absehbare Zeit ein Wunschtraum bleiben. Schulbildung ist in Deutschland Ländersache, jedes der 16 Bundesländer hat sein eigenes Bildungssystem. Und bei der Föderalismusreform im Jahr 2006 hat der Bund noch einmal Kompetenzen an die Länder abgegeben, damit die der gesamten Reform überhaupt zustimmen.

So dauert die Volksschule in Berlin und Brandenburg etwa sechs Jahre, in den anderen Ländern vier Jahre. In Niedersachsen können Eltern alleine entscheiden, auf welche weiterführende Schule das Kind danach gehen soll, in Berlin braucht es dafür einen Notenschnitt von mindestens 2,2, in Bayern einen von 2,3, in Baden-Württemberg können die Eltern einen zentralen Aufnahmetest beantragen.

Auch bei den Lehrplänen dominiert der Flickenteppich. Zehntausende Eltern und Schüler, die jährlich von einem Bundesland in ein anderes ziehen, müssen nicht nur neue Bücher beschaffen, sondern sich auch in neue Lehrpläne vertiefen.

Gegen eine Vereinheitlichung wehren sich vor allem die konservativen Süd-Länder, die im deutschlandweiten Pisa-Ranking die vorderen Plätze belegen. Von der SPD gibt es immer wieder Initiativen für bundesweite Systeme, sie kommt aber nicht durch. Es gibt zwar eine Bundesbildungsministerin (Annette Schavan / CDU), diese hat aber nur im Universitätsbereich Kompetenzen. Bei der Schulbildung muss sie sich auf Empfehlungen beschränken. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, Printausgabe, 26.11.2010)