Die Schule ist auch in der Schweiz ein politischer Dauerbrenner und ein steter Zankapfel zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden. Kindergarten, Volksschule und die neun obligatorischen Schuljahre fallen in der Schweiz grundsätzlich in die Zuständigkeit der Kantone. Unterrichtsstunden, Ferienlänge und welche Fremdsprachen gelehrt werden, können die Kantone selber entscheiden. So kommt es, dass die Kinder in Bern, Wallis oder Basel als erste Fremdsprache Französisch lernen, während in den Kantonen Zürich, Luzern oder Sankt Gallen das Englische Vorrang hat - zum Ärger der französischsprachigen Westschweizer Kantone und zum Verdruss der Schulkinder, die nachsitzen müssen, wenn ihre Eltern etwa von Basel nach Zürich umziehen.

An diesen unterschiedlichen Sprachprioritäten wird sich so schnell nichts ändern. Doch ansonsten geht der Trend in Richtung nationaler Harmonisierung der Schulbildung. Die Schweizer stimmten 2006 mit klarer Mehrheit dafür, dass der Bund den grundsätzlichen Rahmen, die Schulstrukturen und Bildungsziele national regelt. Und die Mehrheit der Kantone setzt diese Harmonisierung mittlerweile auch um. Doch die konservative Volkspartei SVP hat in einigen Kantonen, etwa in der Innerschweiz, Widerstand mobilisiert; und in Schaffhausen stimmt das Volk an diesem Sonntag darüber ab, ob der Kanton die beschlossene Harmonisierung wieder rückgängig machen soll. Der Vorstoß dürfte aber wenig Chancen haben. Doch so oder so - eine nationale Einheitsschule wird es in der Schweiz nicht geben. Denn neben Bund und Kantonen haben auch die einzelnen Gemeinden in Schulfragen einiges zu sagen. (Klaus Bonanomi aus Bern, DER STANDARD, Printausgabe, 26.11.2010)