Wien - Die Menschen auf der Welt werden im Schnitt immer reicher, gesünder und älter. Zwischen den einzelnen Weltgegenden gibt es aber dramatische Diskrepanzen. Während in einigen Regionen der Wohlstand wächst, verharren andere in tiefer Armut. Dies geht aus dem UN-Entwicklungsbericht hervor, der am Donnerstag in Wien vorgestellt wurde.

Niemals erreichen Menschen so häufig ein hohes Alter wie heute. Die globale Lebenserwartung ist in den vergangenen Jahren um elf Jahre gestiegen, auf nunmehr 70 Jahre. Zwar ist die Lebenserwartung seit 1970 in den arabischen Ländern gleich um 18 Jahre angewachsen. In neun Staaten gab es aber keinerlei Verbesserung. Darunter sind - neben sechs afrikanischen Ländern - auch Russland, Weißrussland und die Ukraine. Das Schlusslicht der Liste ist Haiti, wo die Menschen im Schnitt nur noch 29,9 Jahre alt werden.

Fortschritt durch Verteilung

Die Uno misst den "menschlichen Fortschritt" an mehreren Schlüsselwerten. Neben der Lebenserwartung zählt dazu auch die Zahl der Kinder, die eine Schule besuchen können, oder die Säuglingssterblichkeit. Der größte Sprung gelang dem Sultanat Oman, das seine Öleinkünfte in Bildung und Gesundheitsvorsorge angelegt hat. Auch China gelang durch den Wirtschaftsboom und gestiegene Einkommen ein großer Sprung nach vorn.

Rückschläge gibt es laut dem Bericht vor allem in Afrika. So seien Erfolge bei den Gesundheitssystemen einiger Staaten durch Aids wieder zerstört worden. Zudem habe sich die Wirtschaft in Südostasien kräftig, in Afrika jedoch kaum entwickelt.

Eine wachsende Wirtschaft führe freilich nicht automatisch zu einer Besserung der Lage für die Bevölkerung, so die Gutachter. "Wirklich entscheidend ist es, mit dem Nationaleinkommen allen Menschen eine Chance auf ein längeres, gesünderes und produktiveres Leben zu geben" , sagte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon.

Als großen Erfolg sieht die Chefin des Entwicklungsprogrammes, Helen Clark, den Anstieg der Quote an Kinder, die eine Grundschule besuchen könnten. Deren Zahl sei in der letzten Dekade von 55 auf 70 Prozent angewachsen. "Der Bericht zeigt, dass die Menschen heute gesünder, wohlhabender und besser ausgebildet sind als je zuvor", sagte Clark. (dpa/DER STANDARD, Printausgabe, 26.11.2010)