Aspen - Der Riesentorlauf am Samstag in Aspen (18.00/21.00 Uhr MEZ) steht aus österreichischer Sicht ganz im Zeichen der Comebacks von Marlies Schild und Eva-Maria Brem. Während bei diesen beiden die Erwartungen aber weniger hoch sind als jene von Elisabeth Görgl, Michaela Kirchgasser oder Nicole Hosp, war auch die prominenteste Abwesende ein Thema in den USA. Denn die verletzte Kathrin Zettel wäre Österreichs Nummer eins in Aspen gewesen.
Die Niederösterreicherin muss aber wegen ihrer anhaltenden Knie- und Hüftprobleme nach Levi auch auf einen Start auf ihrem Lieblingshang pausieren und streute dafür eine "Auszeit" in Dubai ein. Damit überraschte sie zwar selbst ihren Cheftrainer Herbert Mandl, der hatte dann aber ohnehin kein Problem damit. "Das Beispiel der Skispringer zeigt ja, dass Sonne- und Wärmetanken enormen Auftrieb geben kann", hofft Mandl auf einen positiven Effekt. Schon Anfang kommender Woche soll Zettel den nächsten Trainings-Versuch auf Ski machen.
In Aspen wird man Zettel schmerzlich vermissen, denn hier hat sie nicht nur ihr erstes Podium, sondern auch ihren ersten Weltcup-Sieg geholt. Beim Saisonauftakt in Sölden war sie beim deutschen Doppelsieg durch Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg vor Weltmeisterin Kathrin Hölzl trotz ihrer Probleme als Siebente sogar beste ÖSV-Fahrerin gewesen, auch der letzte ÖSV-RTL-Sieg (Marburg) geht auf ihr Konto. "Wenn das Zugpferd fehlt, ist das nie gut für das Team", meinte Hosp.
Die steile und anspruchsvolle Piste in Aspen ist freilich nicht nur für die "Flöhe" wie Zettel oder die als Vorjahres-Siegerin erneut als Favoritin geltende Hölzl, sondern auch für Marlies Schild maßgeschneidert. "Ich liebe diesen Hang hier", sagte die vor zwei Jahren schwer verletzte Salzburgerin vor ihrem ersten Riesentorlauf seit zweieinhalb Jahren, den sie mit einer Startnummer knapp über 30 in Angriff nehmen muss.
Die Angst vor dem Tempo hat die Slalom-Königin, die am Sonntag zu den ganz großen Favoritinnen zählt, längst abgelegt. "Es spricht also nichts dagegen, dass ich gleich voll angreife", gab sich Schild gewohnt forsch.
Den besten Eindruck im internen Riesentorlauf-Training hatte zuletzt Elisabeth Görgl hinterlassen. Der Steirerin taugt, dass wegen des vielen Neuschnees die Piste in Aspen wieder eine richtige Piste und nicht mehr so brutal eisig sein dürfte wie in den vergangene zwei Jahren. Denn auf dem "Eislaufplatz" hatte Görgl zuletzt große Probleme gehabt, in Sölden war sie trotz mäßiger Leistung aber immerhin Zehnte geworden. Ein Podestplatz wäre daher ein Wunschergebnis für die Allrounderin. "Ich mag den Hang hier, weil er so selektiv ist."
Auch Nicole Hosp und Brem versuchen nach schweren Verletzungen in Aspen einen Schritt zurück zu machen. Hosp hatte in Sölden die Qualifikation für den zweiten Durchgang nicht geschafft, "das hatte aber auch bestimmte Gründe", verwies sie auf ihren dort erlittenen Kreuzbandriss. In Levi hatte sie sich als Slalom-Fünfte dann aber schon selbst überrascht. "Und eigentlich bin ich im Riesentorlauf besser drauf als im Slalom", gab sich Hosp, die in St. Moritz auch wieder im Super-G angreifen will, hoffnungsfroh. "Es ist und bleibt für mich aber eine Comeback-Saison."
Eine kleine Sensation ist auch die rasche Rückkehr von Brem, die sich erst im April Ski- und Wadenbein gebrochen hatte, zwei Monate auf Krücken ging und mit einem Marknagel im Knochen fährt. Als Neunte ist sie nach dem Zettel-Out beste Österreicherin in der Weltrangliste. "Ich hab mir Marlies als Vorbild genommen. Zu sehen, was man nach einer so schweren Verletzung noch alles erreichen kann, hat sehr geholfen", sagte die Tirolerin.
Andrea Fischbacher hatte nach ihrem Olympia-Triumph im Herbsttraining einen Durchhänger, traut sich mittlerweile aber selbst im Riesentorlauf Spitzenplätze zu. "Ich muss nur selbst daran glauben", sagte die Salzburgerin, die oft Kontakt zu Zettel hat. "Kathi wird wieder ganz stark zurückkehren", ist Fischbacher fest überzeugt.
Dass die Karriere der erst 24-jährigen Kombinationsweltmeisterin und Supertechnikerin aus Niederösterreich an der Kippe stehen könnte, sorgte bei den Teamkolleginnen eher für Kopfschütteln. "Nie und nimmer, das ist total übertrieben", kommentierte etwa Hosp Medienspekulationen. "Bei einem Kreuzbandriss weißt du, dass du nach sechs Monaten wieder trainieren kannst. Die Kathrin hat hingegen andauernde Schmerzen und weiß nicht genau, warum. Das ist das Blödeste, was dir passieren kann." (APA)