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Semmelweis, Böhler, Billroth - wer mit offenen Augen und Ohren durch die Straßen Wiens geht, trifft in vielen Bezirken auf medizinisch-historische Namensgeber und Stätten. Seit der Zeit Maria Theresias genießt Wien den Ruf einer Weltstadt der Medizin. Wiener Mediziner waren in vielerlei Hinsicht Pioniere - bei der Erforschung von Krankheitsbildern, der Verbesserung von Hygienebedingungen oder in der Geburtshilfe. Was sich hinter den bekannten Straßen- und Hausbezeichnungen verbirgt, eröffnet nun das sympathisch schmale Büchlein "Medizin in Wien".

Viel Überraschendes und Unbekanntes haben die kurz gehaltenen Kapitel zu bieten: das Schwangerentor im Alten Allgemeinen Krankenhaus, die Kokainspritze von Kaiserin Elisabeth oder die als "Lehre von den Perversitäten" bekannt gewordenen Ansätze der modernen Sexualwissenschaften. Mit dem Narrenturm und den Steinhofgründen finden auch die menschlichen Abgründe der dunklen Medizingeschichte Raum. Spannend sind die kurzen Einblicke in das Wirken der Leibärzte des Kaiserhauses.

Kurz und prägnant macht dieses Büchlein Lust auf "mehr". Hilfreich sind dafür meist die Tipps nach jedem einzelnen Kapitel, denn in Wien verbergen sich viele kleinere Museen und Sammlungen zu den jeweiligen Themen, die nicht so bekannt sind. Damit bringt "Medizin in Wien" die Leser auch nahe an die Orte des Heilens und deren Protagonisten. (mat, derStandard.at, 6.12.2010)