Die Sache mit dem Vertrauen ist dahin. Versiegt, verloren, verblichen, vergeigt. Begleitet von viel medialem Tamtam und nach einem ewigen Hin-und-Her, hat die EU Irland zum Rettungsring verdonnert. Vordergründig, um das Land mit seinen Banken zu retten, auf dass es nicht in seinen Staatsschulden ersaufe und andere mit sich hinabreiße. Hinter (halb) vorgehaltener Hand ist aber ohnehin klar, dass keineswegs die Iren gerettet wurden, sondern vielmehr ein Rettungsanker für das europäische Bankensystem zum Nonplusultra der Wirtschaftspolitik geworden ist.

Rund um den nächsten angeblichen Pleitekandidaten Portugal, der im Schlepptau auch gleich Spanien hinter sich herschleift, lädt das Rettungs-Karussell erstaunlich schnell zur nächsten Runde. Europa will Portugal retten. Portugal will nicht. Europa sagt: "Wir zwingen keinen." Portugal sagt: "Wir wollen eh nicht." Europa sagt: "Aber gut wäre es schon." Portugal sagt: "Wir kommen da aber alleine raus." Europa sagt: "Wenn wir Portugal retten, retten wir schon präventiv Spanien." Irland lässt grüßen.

Dreimal darf man raten, was Spanien dazu sagt: Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero lässt heute jedenfalls keinen Zweifel offen: Eine Rettung wie in Irland kommt bei uns nicht in die Tüte! Niemals! Schließlich sei das spanische Finanzsystem eines der solidesten in der EU. Und um dieses Argument zu untermauern, zitiert Zapatero just den Stresstest vom Sommer. Nur zur Erinnerung: Neben der deutschen Pleitebank HRE und einer griechischen, waren es noch die fünf spanischen Sparkassen, die das Worst-Case-Szenario in der Theorie nicht überlebt hätten. Dabei darf auch nicht übersehen werden, dass auch der Gewinner des Stresstests aus Spanien kam. Die Sparkassen würden laut Zapatero derzeit ohnehin saniert, sonst sei eben alles im grünen Bereich. Müßig zu sagen, dass die irischen Banken beim Stresstest nicht durchgefallen sind.

Wenn man bedenkt, dass sowohl die Stresstests als auch die jetzigen Rettungsringe eigentlich der Vertrauensbildung dienen sollten, dann kann man das Projekt getrost als gescheitert ansehen. Dafür gibt es zu viel Heckmeck - wie das Getöse in Irland und Portugal -, zu viele unausgegoren hinausposaunte Ideen - wie zum Beispiel Angela Merkels Vorschlag, private Gläubiger an Rettungsaktionen zu beteiligen -, zu viele halbseidene Prognosen und Projektionen - wie die Stresstests -, zu viele Gerüchte - wie die Liste der möglichen Pleitestaaten. Im Volksmund heißt es: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Vielleicht sollte sich Europa das zu Herzen nehmen, und sich zuerst einmal um die Kontrolle der Finanzmärkte und der Banken kümmern. Dann wird das mit dem Vertrauen vielleicht auch wieder. (Daniela Rom, derStandard.at, 26.11.2010)