Die finnische Hauptstadt Helsinki zahlt rund 40 bis dato in provisorischen Unterkünften auf dem Gelände eines Sozialzentrums untergebrachten Roma jeweils 325 Euro für die Heimreise nach Rumänien. Der Großteil der Roma habe das Angebot akzeptiert und den Betrag bereits in Empfang genommen, sagte ein Vertreter der Helsinkier Diakonissenanstalt. In der vergangenen Woche hatte sich die Situation der sich großteils durch Betteln versorgenden Roma durch eine Reihe merkwürdiger Ereignisse verschärft.

Am vergangenen Sonntag hatte ein aus bisher ungeklärter Ursache ausgebrochener Brand auf dem Gelände des Sozialzentrum Kalasatama einen Wohnschuppen und einen als Wohnraum genutzten Kastenwagen zerstört. Daraufhin drehte die Stadt Helsinki dem Sozialzentrum - angeblich aus Gründen der Sicherheit - den Strom ab. Die von Hilfsorganisationen erhobene Forderung, den Roma angesichts der in der vergangenen Woche auf Minus 15 Grad gesunkenen Temperaturen winterfeste Quartiere zur Verfügung zu stellen, lehnte die Stadtverwaltung ab, ebenso wie eine Freischaltung der Stromversorgung des Sozialzentrums vor Abreise der Roma.

Auszahlung des Reisegeldes angeboten

Am Donnerstag kündigte die "Bettlergruppe" genannte Sonderabteilung der Stadtverwaltung schließlich die Auszahlung des Reisegelds an und setzte den Roma ein Ultimatum bis Sonntag (28.11.), um das Land unter Inanspruchnahme des Reisegeldes freiwillig zu verlassen. Mit Hilfe der versprochenen Summe - 300 Euro Benzingeld und 25 Euro für ein Fährenticket nach Tallinn sollen die Roma zurück in ihr Ursprungsland Rumänien gelangen.

Laut einem Sprecher der evangelischen Sozialhilfe in Helsinki, Pekka Tuomola, willigten die Roma in das Angebot der Stadt nur deswegen ein, weil sie über die Weihnachtszeit sowieso zu ihren Familien nach Rumänien zurückkehren wollten. Viele von ihnen hätten jedoch vor, in der wärmeren Jahreszeit wieder nach Finnland kommen zu wollen.

Kleinkrieg gegen Roma

Die Stadtregierung von Helsinki führt gegen die je nach Jahreszeit einigen Dutzend bis mehreren Hundert osteuropäischen Roma seit rund zwei Jahren eine Art Kleinkrieg. Im Oktober 2009 wurde eine Hüttensiedlung von der Polizei geräumt und die provisorischen Unterkünfte handgreiflich zerstört. Im Juli dieses Jahres wurde ein Zeltlager von rund 100 Roma per gerichtlichem Räumungsbeschluss wegen "unerlaubtem Campings" aufgelöst. Darüber hinaus plant die Regierung ein landesweites Bettelverbot durchzusetzen. Kritiker sehen darin einen klassischen Fall der gegen eine bestimmte Gruppe gerichteten Anlassgesetzgebung. (APA)