Josef Aschbacher leitet das GMES-Space-Office der ESA.

Foto: ESA

Beobachtungen aus dem Weltraum sind das Rückgrat der globalen Informationsbeschaffung. Das gilt im Besonderen für die Klimaforschung. Einschlägige Daten liefern Spezialsatelliten der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA, sogenannte Earth Explorer, die einzelne Aspekte von Umwelt, Klima und Beschaffenheit der Erde erforschen. Sie sind Kernbestandteil von Living Planet, des Erderkundungsprogramms der ESA.

Ein Großteil der Aufnahmen, die über die Seiten dieser Ausgabe des STANDARD verstreut zu sehen sind, stammt beispielsweise vom Umweltsatelliten Envisat. Josef Aschbacher hat geholfen, diese Aufnahmen hinsichtlich ihrer Klimarelevanz zu interpretieren.

Der gebürtige Tiroler leitet das Space-Office des Umweltbeobachtungsprogramms Global Monitoring for Environment and Security (GMES), einer Initiative von ESA und der Europäischen Kommission zum Aufbau eines eigenständigen Systems für globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung. "In seiner endgültigen Konfiguration wird das System aus neun Satelliten und vier Messinstrumenten auf Drittsatelliten bestehen" , erklärt Aschbacher. GMES wird die Messungen von Envisat und Co fortführen.

Neue Missionen für die Erde

Durch sie konnten bereits graduelle kontinuierliche Veränderungen der Umwelt sichtbar gemacht werden: das Schmelzen der Pole, das Verschwinden des Regenwalds, der Anstieg des Meeresspiegels, das Ozonloch. Präzisere Messinstrumente sollen noch weiter reichende Erkenntnisse darüber liefern, wie es um unseren Planeten steht.

Aschbacher vergleicht das GMES-Programm mit Meteorologie: Routinebeobachtungen aus dem Weltraum, kombiniert mit Messdaten von Boden, Atmosphäre und Ozeanen, ergänzt mit Vorhersagemodellen, sollen den Zustand der Umwelt bestmöglich beschreiben: "GMES wird eine Prognose der wichtigsten Umweltparameter erlauben und darüber hinaus, im Falle von Katastrophen, relevante Informationen für Rettungsdienste bereitstellen." In der "Climate Change Initiative" untersucht die ESA gemeinsam mit anderen Weltraumagenturen und Ländern essenzielle Klimavariablen wie Ozeanwassertemperatur, Rodungen oder Treibhausgaskonzentrationen.

Diese Daten werden Klimaforschern zur Verfügung gestellt. Mit fundierten Daten könne man besser auf Entscheidungsträger einwirken, meint Aschbacher. Als das Ozonloch besorgniserregende Ausmaße annahm, habe die Politik auf die Wissenschafter gehört und reagiert: "Die Ozonschicht hat sich nach dem Verbot von FCKW stabilisiert und regeneriert sich." Das geschehe aber nicht von heute auf morgen, im Klimaprozess gehe es immer um Dekaden, sagt der Experte: "Wir wissen nicht mit genügender Sicherheit, wie sich heute festgestellte Schäden in ein paar Jahrzehnten auswirken werden." Und:"Selbst wenn wir den CO2-Ausstoß heute drastisch reduzieren, würde es sehr lange dauern, bis sich die Temperatur stabilisiert." (Markus Böhm/DER STANDARD, Printausgabe, 27./28. 11. 2010)