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Am MIT sind die Fab Labs mittlerweile eine etablierte Einrichtung - in Wien hofft man auf einen ähnlichen Erfolg.

Foto: AP Photo/Steven Senne

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Wien - In den sogenannten "Fab Labs" ("fab" für "fabrication"), die erstmals am Massachusetts Institute of Technology (MIT) eingerichtet wurden, kann man Gegenstände nicht nur am PC entwerfen, sondern per computergesteuertem 3D-Drucker, Fräsmaschine oder Lasercutter gleich selbst herstellen - von Ersatzteilen für Haushaltsgeräte über T-Shirt-Aufdrucke bis zu Robotern. Mit dem "Happylab" der Österreichischen Gesellschaft für Innovative Computerwissenschaften (INNOC) wird nun auch das erste niederschwellige Fab Lab in Wien eröffnet. Für einen Mitgliedsbeitrag von 20 Euro pro Jahr kann dort jedermann Computer und Geräte nutzen.

"Das 'Happylab'", sagt INNOC-Managing Director Roland Stelzer bei einer Presseführung, "ist Forschung im ureigensten Sinn". An der Uni werde jungen Wissenschaftern vom Professor die Richtung vorgegeben werde, in die sie zu forschen haben, wodurch "wahnsinnig viel Potenzial nicht ausgeschöpft wird". Im "Happylab" könnten unterdessen eigene Ideen sofort in der Praxis getestet werden. Funktioniert etwas nicht, wird die Idee revidiert und ein neuer Versuch gestartet. Dabei gebe es auch immer Austausch mit anderen Mitgliedern.

Beispiele aus der Praxis

Das "Happylab" ist dabei als Ideenwerkstatt durchaus erfolgreich: Ein Mitglied entwickelt etwa derzeit als Auftragsarbeit einen Wagen für Golfbags, der automatisch vor dem Spieler herfährt. Als ein Produkt der Arbeit im "Happylab" ist sogar eine neue Maschine entstanden, die zur Gänze dort erfunden, konstruiert und aus selbst zugeschnittenen Materialien erzeugt wurde - eine computergesteuerte Styroporschneidemaschine, mit der etwa Flügel von Modellflugzeugen bearbeitet werden können.

Derzeit, erzählt Karim Jafarmadar von INNOC, würden außerdem zwei Teams einen verbesserten 3D-Drucker bauen. Die Baupläne kommen nach dem Open Source-Prinzip aus dem Netz, die Teile werden im "Happylab" selbst hergestellt, auch Teile der Elektronik werden dort mit Hilfe der vorhandenen Geräte selbst gebastelt.

Das "Happylab" richtet sich allerdings nicht nur an Techniker und professionelle Bastler, die mittlerweile rund 100 Mitglieder sind eine bunte Mischung von Technik-Studenten über Künstler bis zu Erfindern und Unternehmensgründern; sie kommen auch aus verschiedenen Nationen, "leider ist es aber noch recht männerlastig" (Jafarmadar).

"Killerapplikation, mit der jeder etwas anfangen kann"

Jeden Mittwochabend werden neue Interessenten oder Mitglieder informell in der Benutzung der verschiedenen Geräte eingeführt, ab nächstem Jahr soll es eigene Workshops geben. Denn gewisse Kenntnisse braucht es zur Nutzung der Geräte doch. "Leider - oder besser Gott sei Dank - muss der Mensch auch noch etwas tun", so Jafarmadar. Um etwa den 3D-Drucker zu nutzen, bei dem Schicht für Schicht dünnes flüssiges Plastik zu einem beliebigen dreidimensionalen Objekt aufgebaut wird, muss man mit einem 3D-Computerprogramm arbeiten. Eine "Killerapplikation, mit der jeder etwas anfangen kann", gibt es aber auch: Mit dem Vinylplotter können etwa T-Shirts individuell bedruckt oder Schablonen exakt ausgeschnitten werden.

Die Idee für das "Happylab" - der Name geht auf den bei INNOC aktiven, mittlerweile verstorbenen Robotik-Pionier Herbert "Happy" Hörtlehner zurück - ist bereits 2006 entstanden. Schon ein Jahr nach der Gründung des INNOC sei das damals genutzte Kellerlokal "aus allen Nähten geplatzt", so Jafarmadar. Seit dem vergangenen Jahr habe sich die Mitgliederzahl verdoppelt, mit der Robot Challenge habe man einen der weltweit größten Robotik-Bewerbe geschaffen, erzählt Stelzer.

Einmal mehr: Kürzungen bei den außeruniversitären Forschungsinstituten schaffen Probleme

Die Finanzierung des "Happylab" - durch eine Mischung aus Mitgliedsbeiträgen, Forschungsförderung, steht dennoch ab 2012 auf der Kippe. Grund sind die Kürzungen bei den außeruniversitären Forschungsinstituten, von denen INNOC vor Kurzem aus der Zeitung erfuhr. "Bis Ende 2011 sind wir ausfinanziert, aber wenn uns nur ein Forschungsauftrag wegbricht, stehen wir blöd da", beschreibt Stelzer die unsicheren Zukunftsaussichten. Nach der jahrelangen Aufbauarbeit wäre ein jähes Ende des Projekts aus Stelzers Sicht bloß "Vergeudung von Ressourcen". Und so hofft er weiter auf "Einkehr von Vernunft" im Wissenschaftsministerium. (APA/red)