Prag - Die tschechische Polizei wird sich nicht mehr mit einem Massaker nach Kriegsende befassen, bei dem im Internierungslager "Hanke" im nordmährischen Ostrava 1945 mehr als 200 sudetendeutsche Zivilisten ermordet wurden. Der Grund sei, dass alle Personen, die in diesem Zusammenhang beschuldigt werden könnten, nicht mehr am Leben sind, sagte der Chef der Kriminalpolizei in Ostrava, Lubos Valerian.

"Aus den von uns durchgeführten Ermittlungen ist hervorgegangen, dass heute keiner der Verdächtigen mehr lebt. Die Polizei kann also gegenwärtig keine Strafverfolgung beginnen und durchführen, weil es hier einen im Strafgesetzbuch verankerten Umstand gibt, weswegen eine Strafverfolgung unzulässig ist", so Valerian.

Das Massaker, über das man lange nicht einmal in Expertenkreisen wusste, ist durch ein Dokument aus dem Archiv des Innenministeriums belegt, das der Historiker Mecislav Borak 1997 veröffentlicht hatte. Als in der Folge die Medien darüber berichteten, begann auch die Polizei sich mit dem Massaker zu befassen. Laut den Unterlagen waren die Sudetendeutschen vom 18. Mai bis Ende Juni 1945 in dem Lager interniert. Sie wurden demnach brutal gefoltert und schließlich getötet. Häftlinge mussten einander sogar gegenseitig umbringen. Die Leichen wurden auf dem damaligen Friedhof der Stadt - heute ein Park - nachts im Geheimen an einer Mauer begraben. (APA)