Transparenz ist mehr denn je maßgeblich für den guten Ruf eines Unternehmens

Foto: Teak Holz International AG

Zum elften Mal hat die Kammer der Wirtschaftstreuhänder heuer die Nachhaltigkeitspreise Asra (Austrian Sustainability Reporting Awards) verliehen. Ziel: diese Berichte über verantwortungsvollen Umgang in den Dimensionen Umwelt, Soziales und Ökonomie auf internationalem Niveau zu fördern.

Immer mehr Unternehmen unterwerfen sich auch hierzulande dieser freiwilligen Leistung, um mit Transparenz bei ihren Stakeholdern zu punkten. Erstmals wurden heuer 37 Berichte eingereicht, dass davon acht Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern dabei sind, ist eine Premiere.

Asra-Initiatorin Christine Jasch, Leiterin des Nachhaltigkeitsausschuss in der KWT, freute sich bei der Prämierung der Besten am vergangenen Mittwoch in den Räumen der Industriellenvereinigung in Wien über "immer bessere und professionellere Berichte" . Überwiegend wurde nach den Standards der Global Reporting Initiative (GRI) berichtet. Regelmäßig berichten in Österreich 40 Unternehmen in zwei- bis dreijährigem Rhythmus über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten, einige Dutzend kleine und mittlere Firmen haben bis jetzt einmalig und mithilfe von Förderungen etwa des Lebensministeriums solche Berichte erstellt.

Die Frage, wer all diese Papers tatsächlich lesen soll und wie sie an die Stakeholders gelangen, beantworten Unternehmen auch immer kreativer. Heuer wurde etwa die Telekom Austria Group mit einem Sonderpreis bedacht. "Die besten Rezepte der Nachhaltigkeit aus unseren Märkten" heißt der aktuelle, gastrosophisch und mit Kochrezepten aus den jeweiligen Gruppenstandorten ergänzte Report. Andere Firmen und Organisationen, etwa die Bundesforste oder die Post, legen ihre Berichte Tageszeitungen bei, um gleich einen aktiven Kommunikationshebel anzusetzen.

Transparenz ...

Bei der Asra-Gala 2010 war klar: Transparenz ist mehr denn je maßgeblich für den guten Ruf eines Unternehmens. Im Gefolge eines riesigen Schubs für das Thema Corporate Social Responsibility (CSR) ist Transparenz ein Leitmotiv für die Glaubwürdigkeit geworden - eine gute Brücke, auch über diesen Zugang Korruption zu bekämpfen. Dabei hat Österreich laut Index von Transparency International ja auch einigen Bedarf: Mit 7,9 von zehn möglichen Punkten steht das Land nicht sauber da, wenn es um den Missbrauch anvertrauter Macht zum privaten Nutzen geht.

... und Korruption

Entsprechend flammend referierte Maximilian Burger-Scheidlin, Geschäftsführer der Internationalen Handelskammer in Wien, bei der Asra-Gala pro Korruptionsbekämpfung - und zwar via Transparenz, was die Brücke zum Nachhaltigkeitsreporting schlug.

Korruption, so Burger-Scheidlin, sei ein Thema, ein Problem des Risk-Managements, ethische Aspekte reiht er aus Unternehmenssicht dahinter. An die Unternehmensvertreter: "Fragen Sie sich, ob es Ihnen angenehm ist, wenn Ihr Verhalten morgen in der Zeitung steht." Transparenz helfe, Grauzonen zu minimieren.

Dass Korruption abhängig und angreifbar mache, von Konkurrenten in puncto Schadenersatz klagbar sei, die Kontrollbankabsicherung zum Erlöschen bringe - all das sind für Burger-Scheidlin ausreichend gute Gründe, nachgewiesenermaßen Antikorruptionssysteme zu installieren. "Korruption ist kein notwendiges Übel, und wer einmal als Zahler bekannt ist, wird immer wieder - auch von Freunden des Bestochenen - zur Zahlung eingeladen" , so der Appell.

Dass sich das Bewusstsein allerdings schärft, zeigt auch die gegenwärtige Diskussion zur Compliance und die Tatsache, dass nunmehr auch Compliance mit Ethikstandards in den Nachhaltigkeitsberichten thematisiert wird. Christine Jasch: "Häufig fehlen aber die dahinterliegenden Managementsysteme - im Bericht steht dann lediglich, es seien keine Vorfälle von Rechtsüberschreitungen bekannt."

Ungeachtet des sichtlich noch schwierigen Umgangs mit Compliance in den unterschiedlichen globalen Standorten eines Unternehmens, lobt Jasch das Niveau der aktuellen Nachhaltigkeitsberichte und freut sich über die großen Fortschritte. Immerhin: Dieser Trend ist auch ein Beratergeschäft, nicht nur in CSR-Consultingangelegenheiten: 38 Prozent der Berichte waren heuer bereits extern auditiert, 86 Prozent davon von Umweltgutachtern, 14 Prozent von Wirtschaftsprüfern.

Palfinger, die Kontrollbank und der Verbund belegen im aktuellen Jahr die ersten Plätze in der Kategorie Großunternehmen. Entwicklungsbank, Ökostrom und die VBV haben die besten integrierten Berichte. Die Druckereien Gugler und Janetschek sowie Malerei und Farbenhandlung Herbsthofer wurden im Bereich KMU prämiert. Austria Glas Recycling, Baumeisterin Sandra Höbarth und die Versicherungsmakler Wokatsch-Felber siegten in der Kategorie der Mikrounternehmen.

Allerdings gab es auch Kritik im Sinne von Hausaufgaben von der Jury (KWT, Lebensministerium, ÖGUT, Industriellenvereinigung, Umweltbundesamt und respact): Es würden zu viele Informationen ins Netz ausgelagert, die Ziele und Nachhaltigkeitsprogramme seien nicht immer klar und nachvollziehbar. (Karin Bauer, DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.11.2010)