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Sicherheitskräfte überwachen selbst den Strand in Cancún

Foto: REUTERS/Gerardo Garcia

Auf die Frage, was bei der 16. UN-Klimakonferenz im mexikanischen Cancún anders sein werde als vor einem Jahr in Kopenhagen, hatte die UN-Klimachefin Christiana Figueres eine schlagfertige Antwort: "Das Wetter". Von der karibischen Schwüle in dem Badeort dürften die Konferenzteilnehmer allerdings wenig mitbekommen, wenn sie mit klimatisierten Bussen zwischen Hotels und dem Konferenzgebäude hin und her kutschiert werden.

Die mexikanische Regierung hat ein massives Sicherheitsaufgebot mobilisiert. Der Gipfel ist außerdem so organisiert, dass zwischen Delegierten auf der einen und Umweltschützern und Aktivisten auf der anderen Seite so wenig Kontakt wie möglich zustande kommt. Die Delegierten debattieren hinter verschlossenen Türen in den 41 Verhandlungszimmern und zwei Plenarsälen im Luxushotel Moon Palace. Die NGOs werden in die sieben Kilometer entfernte Cancún-Messe verbannt.

6000 Sicherheitskräfte und eine unbemannte Drohne

Die Furcht vor Anschlägen der Drogenmafia, der Präsident Felipe Calderón den Krieg erklärt hat, ist groß. Die Halbinsel Yucatán, auf der Cancún liegt, ist eine Drehscheibe für Drogenhandel und Geldwäsche. 6000 Sicherheitskräfte werden nach Angaben der Lokalregierung im Einsatz sein, die Zone ist in drei Sicherheitsringe unterteilt. Eine unbemannte Drohne soll von der Luft aus die Gegend 24 Stunden am Tag beobachten, auf den Zufahrtsstraßen werden Straßensperren errichtet, an der Küste patrouillieren Boote der Marine.

Rund um die Veranstaltungsorte sorgen Hundertschaften der Bundespolizei für Ordnung. Die Gemeindepolizei soll die Demonstranten im Zaum halten. Damit sich Mexiko im besten Lichte präsentiert, wurden in letzter Minute Straßen geteert und Blumenrabatten erneuert. Elektroautos, Solaranlagen und ein Windrad sollen für umweltfreundliche Energie sorgen und auch noch danach den Hotels zur Verfügung stehen, sodass jährlich 4000 Kubikmeter CO2-Emissionen eingespart werden können.

Cancún ertrinkt im Müll

"Oberflächliche Schminke", kritisieren Umweltschützer. Für das Windrad liege keine Umweltverträglichkeitsstudie vor, das in den 70er-Jahren aus dem Boden gestampfte Cancún sei überhaupt ein Beispiel für nichtnachhaltiges Wirtschaften. So seien für den Bau der Hotelketten Mangroven zerstört worden, die Stadt ertrinke im Müll, und der Strand müsse wegen Erosion immer wieder künstlich aufgeschüttet werden, klagt Guadalupe Álvarez von der Umweltorganisation Cielo, Tierra y Mar.

Freude herrscht bei den Hoteliers, die sich vom Gipfel Mehreinnahmen von etwa 75 Millionen Dollar erhoffen. Insgesamt werden rund 30.000 Teilnehmer erwartet, am Ende der zweiten Woche reisen dann aus den meisten Staaten die Umweltminister an. Einen Aufmarsch der Staatschefs wie in Kopenhagen, wo auch US-Präsident Barack Obama kam, wird es in Cancún nicht geben. (Sandra Weiss aus Puebla, STANDARD-Printausgabe, 27./28.11.2010)