Salzburg - Erneuerbare Energieträger statt fossiler Treibhaus-Antreiber lautet die einfache Formel im Klimaschutz. Immer öfter steht allerdings die nachhaltige Stromproduktion selbst im Kreuzfeuer der Umweltschützer. Wasserkraftwerksprojekte sind meist heftig umstritten, Windräder werden immer wieder als Landschaftsverschandelung und Vogelfallen angeprangert. Im Salzburger Pinzgau ist es nun ein Fotovoltaik-Kraftwerk, das im Spannungsfeld zwischen "grünem Strom" und Landschaftsschutz steht.

Das Ende Oktober fertiggestellte Sonnenstrom-Kraftwerk wurde auf dem Wildkogel in 2100 Meter Höhe errichtet. Das Konzept ist - aus rein energetischer Sicht - bestechend: Die Höhenlage bringe entscheidende Vorteile, erläuterte Bauherr Josef Brandstetter. Dort oben sei nicht nur die Strahlung intensiver - die kühle Luft sorge auch für einen hohen Wirkungsgrad. Kurz: Die Fotovoltaik-Anlage werde produzieren, als würde sie von der spanischen Sonne beschienen. 1,3 Gigawattstunden Strom werde sie bei einer Leistung von einem Megawatt erzeugen.

Der Aufwand war allerdings auch gewaltig: 27.800 Einzelteile, 40.000 Schrauben, 28.000 Meter Kabel und 2670 Klemm- und Steckverbindungen - das verursachte mehr als 1000 Transporte. Aber nicht nur dass dies wesentlich mühsamer war als ein schlichtes Montieren auf einem Dach: Die Schnee- und Windlasten seien viel höher und das Ökosystem sehr empfindlich, räumte der Kraftwerksbauer ein.

Stichwort Ökosystem

Besonders auf das Stichwort Ökosystem reagierten aber auch die Naturschützer ausgesprochen empfindlich: Das Kraftwerk auf dem Berg sei wie die "Faust aufs Auge", protestierte Markus Pointinger von der Landesumweltanwaltschaft im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. Ein Naturschutzverfahren sei bloß für einen Zufahrtsweg abgewickelt worden, nicht aber für das Kraftwerk selbst, für das es keine Bewilligungspflicht gebe. Der Standort sei überdies vom Nationalpark Hohe Tauern aus gut zu sehen. "Das ist eine intensive Urlaubsregion, und man sollte sich grundsätzlich überlegen, ob man die Berge so zupflastert." Pointinger fordert daher klare Vorgaben für derartige Anlagen.

Bauherr Brandstetter hält dem entgegen, man habe im Verfahren festgestellt, dass das Areal wegen des Skigebietes keine unberührte Natur mehr sei. Außerdem werde die Anlage den Strom genau dort erzeugen, wo er benötigt wird - nämlich drei Viertel des Energiebedarfs der Wildkogel-Bergbahnen. Das entspricht in etwa dem Strombedarf von 600 Haushalten. (Roman David-Freihs/DER STANDARD-Printausgabe, 27.11.2010)