Wien - Ein Vorbild lieferte einmal mehr die Natur: Als zum Beispiel 1991 der philippinische Vulkan Pinatubo ausbrach, führten dessen Aschewolken dazu, dass die Sonnenstrahlung ins All reflektiert wurde. Und das wiederum hatte eine globale Temperaturabsenkung von immerhin 0,5 Grad Celsius zur Folge.

Die Idee, dass der Mensch dabei eine aktive Rolle spielen könnte, hatte der russische Klimatologe Michail Budyko bereits in den 1970er-Jahren: Er schlug damals vor, Schwefelpartikel gezielt in die Stratosphäre hochzupumpen, was denselben Effekt hätte wie ein Vulkanausbruch. Die Idee fand prominente Unterstützer wie etwa den niederländischen Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen oder Nathan Myrvold, der an einer konkreten Umsetzung arbeitet - aber schnell auch zahlreiche Gegner, die vor den unabsehbaren Folgen eines solchen Eingriffs warnten.

Die Anreicherung hoher Luftschichten mit reflektierenden Teilchen (neben Schwefel kommt auch Aluminium in Frage) ist aber nicht die einzige mögliche Geo-Engineering-Maßnahme, an der geforscht wird: So soll etwa durch die Düngung der Meere mit Eisen die Algenproduktion angekurbelt werden, was Kohlenstoff binden würde. Die ersten Experimente im südlichen Polarmeer haben sich im Vorjahr allerdings als Fehlschlag herausgestellt.

Für Vertreter einer pragmatischen und technologiegetriebenen Klimapolitik wie Bjørn Lomborg bleibt Geo-Engineering die beste Option, um auf die Schnelle etwas gegen die Erwärmung des Planeten zu tun. Es sei ein "Heftpflaster", das quasi sofort wirke und uns Zeit kaufe für die Entwicklung nachhaltiger Energietechnologien. Zugleich sei wirksames Geo-Engineering auch eine Versicherung: Falls etwa das Abschmelzen der Gletscher Grönlands noch katastrophalere Folgen hätte als bisher gedacht, müsse man schnell handeln können.

Der IPCC-Weltklimarat indes verwarf Geo-Engineering in seinem letzten Bericht 2007 als "spekulativ". Doch auch das scheint sich zu ändern. Bei den nächsten IPCC-Expertensitzungen 2011 soll darüber wieder diskutiert werden. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 27./28. 11. 2010)