Wird "Abschleifungen" das Unwort des Jahres? Die Regierung schmirgelt an den Einsparungen beim Sozialbudget herum. Soziale Härten sollen ausgeglichen werden. Das wird einiges an Geschick erfordern, wenn die Berechnungen stimmen, die der Katholische Familienverband in Sachen Familienleistungen angestellt hat: Eine Familie mit drei Kindern (fünf, zehn und 17 Jahre alt) erleidet demnach durch den Wegfall der 13. Familienbeihilfe für zwei und deren Reduzierung für ein Kind sowie Wegfall des Mehrkindzuschlages ab drei Kindern einen Jahresverlust von 759 Euro. Eine Familie mit zwei Kindern, 19 und 25 Jahre alt, davon ein Student, kommt durch Wegfall der 13. Familienbeihilfe für beide und das Ende der Beihilfe für den 25-Jährigen auf minus 3005 Euro im Jahr.

Was an den Jungen gespart wird, wird den Älteren freundlich belassen. Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger, an sich keine Bastion des Neoliberalismus, kritisiert an der "reformierten" Hacklerregelung (begünstige Frühpension für Menschen mit langen Versicherungszeiten), dass sie praktisch ins Dauerrecht übernommen wird und nur bescheidene Spareffekte zeige. Das Argument, schließlich hätten die Menschen ja lange gearbeitet und Beiträge bezahlt, ist aus verschiedenen Gründen (Anrechnungen, Nachkäufe) vorsichtig zu betrachten. Der Eindruck, hier kämen die Pensionisten besser davon als die Jungen, ist schwer abzuschleifen. (RAU, DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.11.2010)