London - Der Vorsitzende der britischen Labour Party, Ed Miliband, hat seine Partei zu einem radikalen Neuanfang aufgerufen. Labour habe sich während der Regierungsjahre zwischen 1997 und 2010 "verirrt", sagte der 40 Jahre alte Parteichef am Samstag vor dem Beginn einer großangelegten Überarbeitung des Labour-Programms, das mit dem von seinen Vorgängern Tony Blair und Gordon Brown betriebenen "New Labour"-Projekt brechen soll.

"In den vergangenen 13 Jahren haben wir einen gewaltigen Zuwachs an Chancen erlebt. Aber die Fähigkeit der Menschen, diese Chancen auch wahrzunehmen, ist auf der Strecke geblieben", kritisierte Miliband die Parteipolitik der letzten Jahre und signalisierte einen Abschied von der bisherigen, auf Wirtschaftswachstum ausgerichtete Schwerpunktsetzung. Die Partei habe "einige Fehler" gemacht.

Partei soll idealistischer werden

Zugleich könne es sich Labour nicht leisten, einfach darauf zu warten, dass die von David Cameron geführte Koalitionsregierung aus Konservativen und Liberaldemokraten "es vermasselt", sagte Miliband weiter. Die Partei müsse idealistischer werden, für "die Hoffnungen und Ziele der Menschen" stehen und wieder Volkspartei werden.

In die zweijährige Überarbeitung des Parteiprogramms sollen auch Experten von Denkfabriken, Forschungsinstitutionen und Verbänden außerhalb der Partei einbezogen werden. Die Konservativen hatten nach der Übernahme des Parteivorsitzes durch Cameron 2005 ein ähnliches Verfahren zur Neuorientierung der Partei benutzt.

Der frühere Minister für Wales, Peter Hain, kündigte in einem Radiointerview mit der BBC an, die von Miliband angestrebten Veränderungen würden "mindestens" so gravierend ausfallen wie nach Blairs Übernahme des Parteivorsitzes 1994. Blair hatte Labour mehr in Richtung Mitte bewegt. (APA/dpa)