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Pure Verzückung beim Albaner Hamdi Salihi, der Rapid mit seinem achten Saisontor in der Bundesliga den Sieg im 295. Wiener Derby besorgte.

Foto: REUTERS/Robert Zolles

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Michael Liendl sieht nach einem Schubser die Rote Karte von Schiri Louis Hofmann.

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Wien - Steffen Hofmann ist ein tapferer Mann. Der verletzte Rapid-Kapitän hat sich am ersten Adventsonntag tatsächlich mitten auf die Westtribüne im Horr-Stadion gestellt, die Ultras, rund 2000 an der Zahl, hatten ihn zum gemeinsamen Derby-Besuch eingeladen, nicht gezwungen. An der Herstellung des Transparents mit der Aufschrift "Schenkt ihnen nichts, nehmt ihnen alles" war Hofmann aber nicht beteiligt, er hat auch keine bengalischen Feuer gezündet, solch einen disziplinierten Fan wünscht sich die österreichische Bundesliga.

Ein Wiener Derby findet aber immer noch auf dem Feld statt, so auch das 295. Die Ausgangslage ist bekanntlich immer brisant, die Gesetzmäßigkeit eigen, die beteiligten Trainer Karl Daxbacher (Austria) und Peter Pacult (Rapid) erklärten das konkrete zum "Höhepunkt" und überhaupt nicht überraschend wollten es beide gewinnen. Daxbacher sah die Seinen aufgrund des "Heimvorteils" als leichte Favoriten, Pacult ging darauf nicht ein, er wollte die Grünen "Fußball spielen" lassen.

Rapid begann schon zum vierten Mal hintereinander mit derselben Aufstellung, der violetten Austria war das allerdings völlig wurscht, sie startete engagiert, druck- und lustvoll. Anders ausgedrückt: Die Hütteldorfer kamen überhaupt nicht in die Gänge. Nach einer halben Stunde setzte auch noch heftiger Schneefall ein.

Bis dahin hatte die Austria bereits gute Chancen vernebelt, der Drehschuss von Tomas Jun in der vierten Minute war so sehenswert wie daneben. Roland Linz sorgte permanent für Gefahr, Zlatko Junuzovic für Tempo, Witz und Ideen. Rapid sorgte sich in erster Linie um sich selbst, da passierte in der Offensive gar nichts, die Stürmer Rene Gartler und Hamdi Salihi bekamen kein Futter, hungerten in der Kälte. Ihr Los teilte Austria-Goalie Heinz Lindner, der Mann war eindeutig unterbeschäftigt. Pausenstand 0:0.

Die Wende

Pacult musste unfreiwillig reagieren, Yasin Pehlivan konnte zur zweiten Halbzeit nicht mehr antreten (Zerrung), Christopher Trimmel ersetzte ihn, Veli Kavlak rückte von der rechten Seite ins Zentrum. In der 51. Minute wurde der Spielverlauf auf den berühmten Derby-Kopf gestellt. Corner Rapid, Manuel Ortlechner wehrte einen Kopfball von Trimmel irgendwie tollpatschig an die Latte ab, Salihi staubte schamlos ab, es war das bereits achte Saisontor des Albaners.

Daxbacher tauschte Stürmer (Jun) für Stürmer (Dario Tadic), die Partie wurde hektischer, härter, aggressiver. 62. Minute: Michael Liendl beging ein dämliches Revanchefoul an Andreas Dober, Schiedsrichter Louis Hofmann zeigte dem Austrianer die Rote Karte. Als wäre der Rückstand nicht schlimm genug, war der leichte Favorit nun auch in der Minderheit. Und Rapid hatte fortan alles im Griff, feierte nach fünf Jahren wieder einen Sieg im Horr-Stadion. Ultra Hofmann jubelte.

Weitere Auswirkungen: Die Austria hat nur mehr zwei Zähler Vorsprung auf den Stadtrivalen, ist jetzt vor Rapid Vierter. Das unbeteiligte Ried darf sich Herbstmeister nennen. Und das nächste Derby kommt bestimmt. (DER STANDARD, PRINTAUSGABE 29.11. 2010)

FK Austria Wien - SK Rapid Wien 0:1 (0:0)
Horr-Stadion, 13.100 (ausverkauft), SR Hofmann

Tor:
0:1 (51.) Salihi

Austria: Lindner - Klein, Dragovic, Ortlechner, Leovac - Stankovic (72. Schumacher), Junuzovic, Baumgartlinger (82. Hlinka), Liendl - Jun (61. Tadic), Linz

Rapid: Hedl - Kayhan, Sonnleitner, Soma, Katzer (33. Dober) - Kavlak, Heikkinen, Pehlivan (46. Trimmel), Saurer - Salihi, Gartler (73. Nuhiu)

Rote Karte: Liendl (63./Tätlichkeit)

Gelbe Karten: Linz bzw. Pehlivan, Kavlak, Salihi