Coventry - Die Außentemperatur hat einen Einfluss auf die Zahl von Verletzten in Notfallambulanzen. Dass Wetterextreme die Anzahl von Patienten beeinflussen, ist schon lange bekannt und logisch nachvollziehbar. Wissenschafter der University of Warwick haben nun jedoch nachgewiesen, dass sogar ein Temperaturunterschied von fünf Grad Auswirkungen haben kann.

Das Messen der Temperatur vor den Notfallambulanzen kann den Mitarbeitern also schon recht genau sagen, wie viele Verletzte es geben wird und zu welchen Personengruppen sie gehören werden. Im Emergency Medicine Journal legen die Forscher nun dar, dass im Sommer bis zu 70 Prozent mehr Kinder behandelt werden als im Winter.

Kälte, Eis und Schnee

Viele Einrichtungen treffen Vorkehrungen für den Winter, wenn Kälte, Eis und Schnee vorherrschen. Es zeigte sich jedoch bei der Auswertung der Daten von 60.000 Patienten, dass jedes Fallen der Mindesttemperatur während des Tages um fünf Grad zu einem Ansteigen der schweren Unfälle bei Erwachsenen um drei Prozent führte. Schnee und Eis führten durch Stürze und Autounfälle zum einem Ansteigen um acht Prozent.

Sommer im Freien

Aber nicht nur das Absinken, sondern auch der Anstieg der Temperatur hat direkte Auswirkungen. Bei Erwachsenen bedeutete jeder Anstieg der Höchsttemperatur um fünf Grad und zwei zusätzliche Stunden Tageslicht eine Erhöhung der schweren Verletzungen um zwei Prozent. Bei Kindern war dieser Effekt besonders ausgeprägt. Sie verletzen sich beim Spielen im Freien eher. Fünf Prozent wärmere Temperaturen führten zu einem Ansteigen der Unfälle um zehn Prozent. Zwei Stunden mehr Tageslicht erhöhten die Unfallzahlen um sechs Prozent.

Diese Zusammenhänge ermittelten die Wissenschafter durch den Vergleich der Aufzeichnungen der Krankenhäuser mit den Wetterdaten des fraglichen Zeitraumes. Sie sind jedoch überzeugt, dass dieses Prinzip auch zur Vorplanung der Schichten in den Ambulanzen eingesetzt werden kann. "Dieses Modell könnte auf jeden Fall dafür genutzt werden, um vorherzusagen, wie viele Patienten an einem Tag zu erwarten sind und kann daher direkte Auswirkungen auf die Einteilung der Mitarbeiter und andere Ressourcen haben."

Exaktere Voraussagen

Die Herausforderung für die Zukunft besteht darin, die Vorhersagen noch genauer zu machen, um genug Zeit für eine detaillierte Planung und Verteilung der Ressourcen zu haben, die für die Implementierung dieses Modells erforderlich sind.

John Heyworth vom College of Emergency Medicine stimmte den Annahmen der Studie an sich zu, stellte aber in Frage, ob die derzeitige Genauigkeit der mittelfristigen Wettervorhersagen Veränderungen der Dienstpläne rechtfertigen würde. In den vergangenen Jahren habe sich einfach herausgestellt, dass das ganze Jahr mit vielen Patienten zu rechnen sei. Sei man darauf bereits eingestellt, würden auch die wetterbedingten zusätzlichen Unfälle nicht mehr wirklich ins Gewicht fallen. (pte)