Dublin - Nach der Annahme des Rettungspakets für Irland treibt das verschuldete Land die Verstaatlichung seiner Banken voran.

Am Sonntag hat die irische Zentralbank die Vorgabe für die Kernkapitalquote (Core Tier-1) auf etwa zwölf von derzeit acht Prozent angehoben, was die Banken widerstandsfähiger machen soll. Zum Teil gelten unterschiedliche Zielgrößen für die Konzerne. Für die Allied Irish Banks etwa sind 14 Prozent vorgegeben worden. Insgesamt müssen die Banken ihr Kapital dadurch um acht Milliarden Euro aufstocken.

Die Bank of Ireland teilte am Montag mit, sie wolle ihr Kapital bis Februar um 2,2 Mrd. Euro erhöhen. Das zusätzliche Geld soll das Institut gegen Kreditausfälle rüsten und durch interne Maßnahmen und verschiedene Kapitalmarkt-Instrumente hereingeholt werden. Sollte dies nicht gelingen, werde aber der Staat das Kapital zuschießen. In der Praxis dürfte der irische Staat in der aktuellen Situation das Kapital aus dem Rettungspaket zur Verfügung stellen müssen.

Schleichende Verstaatlichungen

Laut Medienberichten vom Montag wird die Bank of Ireland deshalb am Ende der angekündigten Maßnahmen wohl zu 80 Prozent in Staatshand sein. Bisher gehören dem Staat 36 Prozent der Bank.
Analysten gehen davon aus, dass nach der Annahme des Rettungspakets auch die Allied Irish Bank verstaatlicht wird. Die am schlimmsten von der Krise getroffene Anglo Irish Bank gehört schon dem Staat.

Die irischen Banken hatten in den Boomjahren massenweise riskante Kredite vergeben. Nach dem Ende des jahrelangen Aufschwungs werden die Darlehen nun nicht zurückgezahlt, was die Institute an den Rand des Bankrotts gebracht hat. Dem Staat drohte bei der Rettung der Banken das Geld auszugehen, weshalb nun der EU-Rettungsschirm helfen muss.
Irish Life will Kapitaldecke aus eigener Kraft stärken

Das einzige irische Institut, das bisher ohne staatliche Geldspritze das Auslangen fand, ist Irish Life & Permanent. Der Finanzkonzern will auch die Kapitalaufstockung - nötig sind rund 100 Millionen Euro - aus eigener Kraft besorgen.

Aktien legen nach Rettungspaket zu

Der irische Aktienmarkt hat am Montag positiv auf den von den EU-Finanzministern freigegebenen Rettungskredit reagiert. Die Aktien der irischen Banken legten dank einer umgehenden Finanzspritze von zehn Milliarden Euro teils deutlich zu. Die Papiere von Irish Life & Permanent stiegen etwa in der ersten Stunde des Handels um 42 Prozent, die Titel der Bank of Ireland gewannen 23 Prozentpunkte hinzu. 

Der Wirtschaftswissenschaftler David McWilliams, der früher für die irische Zentralbank tätig war, kritisierte, dass die Verluste der irischen Banken den irischen Steuerzahlern aufgebürdet würden. Die Kreditgeber, hauptsächlich Banken in Großbritannien, Deutschland und den USA, müssten dagegen keine Verluste hinnehmen. "Natürlich werden die Aktien der Banken steigen", erklärte McWilliams. "Wir haben ihnen gerade zehn Milliarden in die Taschen gesteckt."

Die Zinsen für irische Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit gingen am Montag leicht auf 9,12 Prozent zurück. Am Freitag hatten sie mit 9,23 Prozent noch einen Rekordwert im Euroraum erreicht. Die Investoren sind aber anscheinend noch nicht davon überzeugt, dass das Rettungspaket für Irland Ängste vor weiteren Zahlungsschwierigkeiten in Europa zerstreuen kann.

Der Chefunterhändler des Internationalen Währungsfonds (IWF), Ajai Chopra, erklärte, Irland sei nun gut positioniert, um das Vertrauen der Investoren wiederzugewinnen und sich so letzten Endes wieder Geld am freien Markt leihen zu können. "Dies ist eine sehr gute Vereinbarung für Irland unter den gegebenen Umständen", sagte Chopra. Die Bedingungen seien für Irland auf jeden Fall besser als am Markt. Chopra bezeichnete es als gute Idee, auch die Rentenrücklagen einzusetzen, die schließlich nur ein Prozent Zinsen einbrächten. Mit dem Geld werde der Umfang des Rettungspakets reduziert und damit auch die Kosten für die Finanzierung.

 

Oppositionspolitiker kritisierten, dass Irland selbst 17,5 Mrd. Euro für die Rettung aufbringen muss, die aus Bar- und Rentenreserven stammen. Außerdem sei der durchschnittliche Zins des Kredits mit 5,8 Prozent zu hoch. (APA/red)