Der neue Tatort-Kommissar wirft gerne mit Klosprüchen um sich: "Es nimmt kein gutes Ende mit denen, die keinen Respekt vor den Toten haben. Zitat Goethe." Felix Murot (Ulrich Tukur) ist ein nostalgisch-gut gekleideter Snob, ein Einzelgänger, der nur seine patent-schwarzhumorige Sekretärin Wächter (Barbara Philipp) an sich heranlässt: "Deshalb liebe ich Sie, Wächter: Sie reden wie ein Kerl."

ORF/ARD/Johannes Krieg

In Kombination mit der A-Liste deutscher Schauspieler (Martina Gedeck, Fritzi Haberlandt, Martin Brambach) hätte ein klassisch-niederes Mord-Motiv, sagen wir Eifersucht oder Habgier, für einen guten Start vollends gereicht.

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Dummerweise aber feiert in diesem Jahr nicht nur der Tatort, sondern auch die RAF den 40. Geburtstag. Grund genug offenbar, Murot eine vogelwilde Verschwörung aufdecken zu lassen. "Die RAF lässt sich nicht als Tatort-Krimi inszenieren", ließ FDP-Politiker Gerhart Baum, von 1978 bis 1982 Innenminister im Kabinett Schmidt, 2007 verlauten.

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Ein guter Rat, den man leider in den Wind schoss. Von der liberalen Angst vor dem Überwachungsstaat ließ man sich dagegen gerne anstecken: Da lässt das Bundeskriminalamt in bester Stasi-Manier alles verwanzen, und die Hauptzeugin wird auf das Kommando "Es wird Zeit" von Profikillern aus dem Weg geräumt.

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Womöglich war diese völlig realitätsferne Mischung aus DDR und Wildem Westen aber auch nur das Resultat des kommissärlichen Gehirntumors. Der verursachte zu allem Überfluss nämlich diverse Wahrnehmungsstörungen und verwandelte das hessische Setting in ein verwunschenes Märchenland. Definitiv ein bösartiger Tumor. Hoffentlich kann man ihn entfernen. (Andrea Heinz, DER STANDARD; Printausgabe, 30.11.2010)

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