Innsbruck - "In diesen Monumenten haust eine andere Art Bewohner. Nämlich Trugbilder eines kollektiven Bewusstseins." So erklären die "Blue Noses", Viacheslav Mizin aus Nowosibirsk und Alexander Shaburov aus Ekaterinburg, das Innenleben ihrer Bauwerke. Sie haben berühmter Architektur in den Swarovski-Kristallwelten in Wattens filmisches "Innenleben" eingehaucht. Mit Videos: Im kristallinen Lenin-Mausoleum-Nachbau erwacht etwa Lenin zu neuem Leben und brüllt. Und im Empire State Building fürchtet sich Frau zur Abwechslung nicht vor King Kong, sondern vor einem Plüsch-Löwen. Die russischen Multimedia-Künstler sagen, dass sie mit diesen Filmchen sowohl die Prominenz der Protagonisten als auch die Qualität der architektonischen Monumente stehlen wollten. Der Besucher muss ja, um etwas zu sehen, von oben ins Empire State Building reinschauen, er erhebt sich also quasi über das Meisterwerk. Erst aus dieser Perspektive wird's dann lustig.

Die Noses wollen, dass der Besucher damit die Ehrfurcht vor der Cheops-Pyramide verliert: Denn mit den Filmen à la Home-Videos wird mit Banalität und Witz die Größe und Wundersamkeit der bedeutsamen Architektur konterkariert. Wer sich nicht den Hals steif gucken will, kann die Videos auch in voller Größe neben dem Ausstellungsraum auf den Kristallwänden sehen. Der glitzernde Nachbau des Empire State Building wirkt mit großer King-Kong Persiflage gleich noch einmal schräger.

Die architektonischen Wunderwerke waren auch für die Techniker eine Herausforderung: So wiegt etwa die funkelnde Cheops-Pyramide 105 Kilogramm. Das Kristall-Empire State Building wurde aus 386 geschliffenen Steinen zusammengesetzt, mit Präzision und technischer Geduld. (ver/DER STANDARD-Printausgabe, 30.11.2010)