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Irlands Premier Brian Cowen muss die Finanzmärkte erst von seinen Sparplänen überzeugen. Noch gibt es Zweifel, dass die Sanierung des Budgets mithilfe des EU-Rettungspakets gelingt.

Foto: AP/Peter Morrison

Auch nach der Irland-Rettung und der Verständigung auf einen ständigen Krisenmechanismus glauben die Märkte nicht, dass sich eine Lösung der europäischen Schuldenkrise abzeichnet. Der Euro sinkt weiter.

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Brüssel/Dublin - Gedacht war das Ganze so: Die EU-Finanzminister verabschieden am Wochenende das 85-Milliarden-Euro-Rettungspaket für Irland. Legen gleichzeitig Pläne vor, wie nach 2013 mit strauchelnden Ländern umgegangen wird. Und am Montag reagieren die Finanzmärkte mit Begeisterung und Erleichterung.

Gekommen ist alles ganz anders. Von Euphorie ist an den Märkten nichts zu spüren. Die Anleger bezweifeln weiterhin, dass die Lösung der europäischen Schuldenkrise schon eingeleitet ist. Hätte Irland am Montag zehnjährige Anleihen ausgegeben, hätte es 9,45 Prozent zahlen müssen - nach 9,55 Prozent vor dem Wochenende.

Keine Entspannung gibt es auch bei Portugal, vor allem da der angesehene US-Ökonom Nouriel Roubini deponierte, das Land habe einen "kritischen Punkt" erreicht und es werde immer wahrscheinlicher, dass Portugal als nächstes Land den EU-Rettungsschirm in Anspruch nehmen müsse. Die Risikoaufschläge für portugiesische und spanische Anleihen legten am Montag neuerlich zu. Wer sich gegen den Ausfall eines Zehn-Millionen-Euro-Kredites an Portugal absichern will, muss laut Bloomberg 541.000 Euro hinlegen. Bei Spanien kostet die Ausfallsversicherung 245.000 Euro.

Private Gläubiger zittern

Für Diskussion an den Märkten sorgt vor allem, dass nach Auslaufen des jetzigen Rettungsschirms auch private Gläubiger mit Verlusten rechnen müssen. Bis Mitte 2013 müssen sie ja auf keinen Fall um ihr Geld zittern. Im Krisenfall, wie jetzt bei Irland, haften die anderen EU-Länder (Österreich aktuell mit rund 800 Mio. Euro). Gerät nach 2013 ein Land in Zahlungsschwierigkeiten, müssten private Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderung verzichten (siehe unten). "Diese Unsicherheit für private Investoren dürfte aber letztlich eine nachhaltige Entspannung der Risikoaufschläge für die Peripherieländer verhindern", sagt Commerzbank-Analyst Christoph Weil. Das drohende Risiko wird also eingepreist.

Nun gibt es bereits Überlegungen, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter zu lockern, um Stabilität in die Anleihe-Märkte zu bekommen. Volkswirt Jacques Cailloux von der Royal Bank of Scotland fordert die Notenbanker vor ihrer Sitzung am Donnerstag auf, ihr umstrittenes Staatsanleihe-Ankaufprogramm auf spanische Papiere auszuweiten - erstens, um neuen Brandherden vorzubeugen, und zweitens, um Entschlossenheit zu demonstrieren.

Unter Druck kamen am Montag aber nicht nur die Anleihen von angeschlagenen Ländern, auch die Gemeinschaftswährung Euro büßte kräftig ein. Zeitweise sank er auf unter 1,31 Dollar - den niedrigsten Stand seit Ende September. Anfang November gab es für einen Euro noch 1,42 Dollar. Ein Grund dafür ist aber auch, dass die US-Wirtschaft zuletzt wieder etwas positiver eingeschätzt wurde.

Im Schatten der Euro-Talfahrt ging es auch an den Börsen bergab. Am Morgen zählten Finanzaktien zwar noch zu den Gewinnern, im Laufe des Tages drehten aber die meisten ins Minus. "Die Furcht vor weiteren Staatspleiten ist größer als die Erleichterung über das Rettungspaket für Irland", sagte ein Händler. Die Deutsche Bank zählte in Frankfurt mit Einbußen von rund vier Prozent sogar zu den größten Tagesverlierern.

Nichts wurde es daher mit dem Wunsch des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble. Nach dem sonntäglichen Krisentreffen in Brüssel sagte er noch: "Ich hoffe, dass ab morgen die Finanzmärkte wieder sicher sind, dass der Euro eine stabile zukunftssichere Währung ist." (Günther Oswald, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.11.2010)