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Der Euro und dessen Probleme sind sein Leben:  Klaus Regling

Foto: Reuters/Bazuki Muhammad

Als Klaus Regling am 1. Juli 2010 offiziell seine neue Stelle als Chef des Eurorettungsfonds mit Sitz in Luxemburg antrat, ätzte mancher in Brüssels Hochbürokratie. Der Deutsche aus Lübeck habe das große Los gezogen: Drei-Jahres-Vertrag, üppiges Einkommen und nicht viel zu tun.

Rund 300.000 Euro brutto pro Jahr bekommt Regling dafür, dass er die "Europäische Finanzmarktfazilität" (EFSF) aufbaut und führt, wie die "Zweckgesellschaft" offiziell heißt. Die Euro-Finanzminister haben sie als eine Art "Atombombe gegen Spekulanten" ausgedacht. Es sollte gar nicht erst einer auf die Idee kommen, gegen ein Euroland zu spekulieren, da dies keine Aussicht auf Erfolg habe; weil alle gemeinsam zurückschlagen.

Mittels Zweckgesellschaft: Bis zu 440 Milliarden Euro kann Reglings Fonds auf den Märkten aufnehmen, um sie als günstige Kredite an jene Euro-Problemländer weiterzureichen, die sonst hohe Risikoaufschläge zahlen müssten. Dafür garantieren alle Euroländer. So werde das funktionieren, glaubte man damals.

Die Vermutung, Regling werde wenig zu tun haben, hatte also durchaus einen Kern der Wahrheit, war vor allem Hoffnung. Er selbst sagte: "Am besten wäre es, wenn wir nicht eingreifen müssen. Das ist für mich das wahrscheinlichste Szenario."

So kann man sich täuschen. Seit ein paar Wochen arbeitet er intensiv an seinem ersten Fall, der Rettung Irlands - und wohl auch des Euro. Einen Besseren als den 60-Jährigen promovierten Ökonomen hätte man für diese Aufgabe kaum finden können.

Der Mann hat sein ganzes Berufsleben damit verbracht, Pleitestaaten zu sanieren und den Euro zur stabilen Währung zu machen. Nach dem Studium beginnt er beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Er arbeitet an der Schulden-Umstrukturierung von Marokko, den Philippinen und Indonesien mit. Sechs Jahre später wird er Beamter im deutschen Finanzministerium, arbeitet sich - nach weiteren fünf IWF-Jahren - zum Leiter für internationale Finanzpolitik hoch. 1996 entwirft er mit Finanzminister Theo Waigel den Euro-Stabilitätspakt.

Als 1998 Rot-Grün an die Macht kommt, geht er - zu einem Hedgefonds. 2001 kehrt Regling höchstrangig ins Beamtendasein zurück: diesmal als Generaldirektor bei Währungskommissar Pedro Solbes in Brüssel. 2008 geht er wieder, wird Professor in Singapur. Regling gilt als feinsinniger, stiller Profi. Er kennt die Probleme des Euro von allen Seiten. (Thomas Mayer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.11.2010)