Ein Computerwurm, der - wie Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad erstmals zugegeben hat - Schaden in der iranischen Atomindustrie erzeugt hat, und zwei Atomwissenschafter, die bei Attentaten sterben: Es braucht nicht viel Fantasie, um zu konstatieren, dass es da jemand auf das iranische Atomprogramm abgesehen hat. Während Bomben auch in Reichweite und der Usus iranischer Oppositionsgruppen wie der Volksmujahedin sind, schaut "Stuxnet" wie hochprofessionelle Sabotage aus.

Dass Teheran die USA und Israel beschuldigt, liegt auf der Hand, aber auch die israelische Zeitung Haaretz sprach am Montag von der Mossad-Verbindung. Die New York Times brachte jüngst einen Artikel, in dem Israel als mögliches Stuxnet-Herkunftsland genannt wurde. Wenn das alles stimmen sollte - aber oft sind gerade die einfachsten Erklärungen falsch -, dann ist die Bekämpfung der iranischen Nuklearunternehmung in eine neue Phase getreten.

Weder der Verlust zweier Wissenschafter noch ein Computerwurm werden das Programm stoppen können. Die Aktionen können es aber verzögern und den Preis erhöhen, auch den persönlichen Preis von beteiligten Individuen.

Das Resultat ist trotzdem fraglich. Vom irakischen Atomprogramm wissen wir, dass der israelische Angriff auf den irakischen Reaktor Osirak 1981 die irakischen Wissenschafter erst in Scharen in das Programm getrieben hat. Ein nationaler Schulterschluss war die Folge. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 30.11.2010)