Wien - Neuer Schwung kommt nun in die Causa Hypo NÖ Investmentbank. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten nimmt die Ermittlungen, die sie im Sommer gestoppt hat, wieder auf. Das bestätigt der Sprecher der Behörde, Gerhard Sedlacek: "Der Staatsanwalt arbeitet an der Sache, nächste Woche wird mit dem Bundeskriminalamt besprochen, wie es weitergeht". In der Causa geht es um den Vorwurf der Bilanzfälschung und Untreue gegen den Vorstand der landeseigenen Hypo Investmentbank AG (HIB; nun: Hypo NOE Gruppe). Bankchef Peter Harold und Ex-Kollege Richard Juill waren von der Aufsicht angezeigt worden. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Der St. Pöltner Staatsanwalt Werner Nussbaumer hatte in seinem Vorhabensbericht an die Oberbehörde die Einstellung des Verfahrens vorgeschlagen, bis vor kurzem lag der Bericht im Justizministerium. Zwar war zunächst angeblich auch die Oberstaatsanwaltschaft für das Ende des Verfahrens eingetreten - "es sind aber inzwischen neue Ermittlungsansätze aufgetaucht", so Sedlacek, weswegen das geänderte Vorhaben nun Weiterermitteln heißt. Weisung habe es keine gegeben, wird betont. Die "neuen Ermittlungsansätze" sind zwei weitere Anzeigen, eine davon gegen die landeseigene Vermögensverwalterin Fibeg. Sie hat die Erlöse der Wohnbaudarlehen angelegt; gegen ihre Chefs wird wegen des Verdachts der Untreue ermittelt.

In dem Zusammenhang spielen auch die Geschäfte der Fibeg mit den Wiener Investmentbankern von Aurelius Capital Management eine Rolle, über die riskante Veranlagungen liefen. Die in Summe etlichen Millionen Euro umfassenden Fees, die die Aurelius-Manager bekamen, sollen in Niederösterreich bereits Thema sein. Das Verhältnis zwischen Bank und Aurelius hat sich abgekühlt, bei Aurelius ist Aktionär Michael Dirnegger ausgestiegen. Es gibt zwei neue Geschäftsführer, Ex-Aurelius-Chef Hans-Michael Schania ist noch Prokurist. Die landeseigene Hypo und ihre Bücher wurde inzwischen intern genau durchleuchtet, von Wirtschaftsprüfer Ernst&Young, wie es heißt. (gra, DER STANDARD, Printausgabe, 1.12.2010)