Die Abschiebung der tschetschenischen Familie wurde nach der Einlieferung der Mutter ins Krankenhaus wegen psychischer Probleme vorerst abgesagt, bestätigte eine Polizei-Sprecherin Dienstagabend. Über das weitere Vorgehen in dem Fall gibt es vorerst keine Informationen. Laut dem Verein "Purple Sheep" ist in den kommenden Tagen nicht mit einem weiteren Eintreffen der Fremdenpolizei zu rechnen.

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Wien - Die Abschiebung sollte laut Behörden kindgerecht erfolgen. Am Dienstag um 16 Uhr rückte beim "Freunde Schützen"-Haus in der Arndtstraße in Wien-Meidling die Fremdenpolizei an, um eine Frau aus Tschetschenien mit ihren beiden, 13 und 22 Jahre alten Söhnen nach Polen zu bringen; in jenes Land, das laut dem EU-weit geltenden Dublin-II-Abkommen für ihr Asylverfahren zuständig ist.

Auch ein Arzt und ein Psychologe seien beim Abschiebeteam mit dabei, hieß es von Behördenseite. Bei Redaktionsschluss verhandelten die Wohnprojektbetreiber vom Verein "Purple Sheep" mit den Polizisten, ob ein Amtsarzt konsultiert werden müsse, der die Frau untersucht. Diese befindet sich seit Jahren in psychiatrischer Behandlung und war in Österreich wiederholt im Spital.

Mutter und Söhne sind seit bald fünf Jahren in Österreich. Im Jänner 2006 reisten sie über Polen ein. Laut einem "Purple Sheep"-Sprecher ist vor allem der 13-Jährige "bestens integriert" und Vorzugsschüler. Sein älterer Brüder habe sich um ihn während der Spitalsaufenthalte der Mutter gekümmert.

Gegen den Verbleib der Alleinerzieherin und der Kinder spricht laut Behörden unter anderem auch eine Vorstrafe der Mutter. Sie hat vor zweieinhalb Jahren, als sie nicht in Grundversorgung und daher völlig mittellos war, in einem Geschäft Kinderkleidung gestohlen. D Geldstrafe - 290 Euro - wurde damals umgehend bezahlt. (APA, bri, DER STANDARD; Printausgabe, 1.12.2010)