Berlin/Reykjavík/Wien - Ehemalige Mitarbeiter von Wikileaks wollen eine Alternative zu der Enthüllungsplattform starten. Die neue Seite soll bis Mitte Dezember online gehen, sagte der vormalige Wikileaks-Sprecher in Deutschland, Daniel Domscheit-Berg. Er war im September nach einem Streit mit dem Gründer Julian Assange zurückgetreten.

Im Gegensatz zu Wikileaks soll die Verantwortung für die Seite nicht in der Hand einer einzelnen Person liegen, sagte die isländische Abgeordnete Birgitta Jónsdóttir der Linksgrünen Partei dem Standard. Sie hatte zuvor geholfen, in Islands Parlament ein Gesetz zu beschließen, dass die Anonymität von Quellen der Presse umfassend schützt.

Die Aufgabe der neuen Plattform sei es, dem investigativen Journalismus ein Forum zu geben, sagte Jónsdóttir. Es sei für Aufdecker wichtig, sich und ihre Quellen zu schützen. Herkömmliche Medien könnten dies aus Angst vor Klagen oft nicht sicherstellen. "Wir haben die Ressourcen und das Know-how, um unsere Quellen zu schützen", sagte Jónsdóttir.

Assange habe sich in den Mittelpunkt gestellt, und damit die Arbeit der Seite behindert, kritisierte die Abgeordnete. "Wikileaks braucht die ganze Aufmerksamkeit nicht, die Seite soll nur Botschaften übermitteln." (fan/DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2010)