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Scarlett Johansson und Jonathan Rhys Meyers in "Match Point"

Foto: REUTERS/Clive Coote/DreamWorks Pictures

Was nützt alles Geld der Welt, wenn du dabei unglücklich bist? Lieber arm und froh als reich und frustriert. Derlei Binsenweisheiten kennt jeder. Und meist lässt sich das Leben mit dem Geld ja dann auch irgendwie vereinbaren.

Nicht jedoch beim Londoner Emporkömmling Chris Wilton (Jonathan Rhys Meyers). Der musste sich am Dienstagabend um 20.15 Uhr in Woody Allens Match Point (3sat) zwischen Geld oder Leben entscheiden.

Führt er sein Upper-Class-Leben an der Seite seiner wenig inspirierenden Frau, die der intellektuellen und körperlichen Leere des Ehelebens nichts außer einer stinkreichen Familie mit Polopferden, Landsitz und Topjob für ihn selbst entgegensetzen kann? Oder entscheidet er sich für die umwerfende Nola Rice (Scarlett Johansson)? In sie ist Chris völlig vernarrt. Doch leider: Nola ist bettelarm.

Keine Frage: Chris will beides. Das geht natürlich nur so lange gut, bis Nola schwanger wird. Chris trickst die beiden Frauen aus, hintergeht schamlos seine neue Familie. Eigentlich müsste man ihn für ein Ekel halten. Doch er tut einem nur unendlich leid.

Immer enger zieht Woody Allen die Schlinge, immer größer wird der Druck. Dann trifft Chris eine Entscheidung, eine sehr endgültige. Nola muss sterben, ihre alte Nachbarin (um die Spuren zu verwischen) gleich mit dazu.

Jetzt wäre es gerecht, wenn die Polizei Chris fassen würde. Sie schafft es nicht, er kommt tatsächlich durch. Sein reiches Leben geht weiter, doch Nola ist unwiederbringlich weg. Chris muss zwar nicht im Gefängnis schmoren, hat sich aber sein "lebenslänglich" selbst verordnet. Schön, wenn solche Filme um 20.15 Uhr gezeigt werden, nicht erst um 0.30 Uhr. (Birgit Baumann, DER STANDARD; Printausgabe, 2.12.2010)