Die Neuentwicklung besteht aus einem zufälligen Netzwerk verbundener Kohlenstoffnanoröhrchen.

Foto: Science/AAAS

Singapur - Japanische Forscher haben ein neues viskoelastisches Material geschaffen, das auch bei extremen Temperaturen von Bestand ist. Es besteht völlig aus Kohlenstoff und kann fließen, sich wie dicker Honig langsam dehnen und zu seiner ursprünglichen Form zurückkehren, erklärte Xu Ming vom National Institute of Advanced Industrial Science and Technology. Die Erfindung ist im Wissenschaftsjournal "Science" beschrieben.

"Das Material, das aus unzähligen Kohlenstoffnanoröhrchen besteht, sieht wie ein poröser Metallschwamm aus", so die Forscherin in einem Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Mit Hilfe von Silicium, Eisen und Wasser gewachsen, haben die Nanoröhrchen einen Durchmesser von fünf Nanometer. Das Material kann seine Form und Funktion in einem Temperaturbereich von minus 196 bis plus 1.000 Grad Celsius beibehalten. Zum Vergleich: Silikongummi zeigte bei Untersuchungen Verhärtungen bei minus 55 Grad und Degradationen bei plus 300 Grad Celsius, schreibt das Forschungsteam in "Science". Die viskoelastischen Eigenschaften der Neuentwicklung seien unter denselben Bedingungen zwischen minus 140 bis plus 600 Grad Celsius nahezu konstant gewesen.

Viskoelastische Materialien verhalten sich wie dicke Flüssigkeiten (zum Beispiel Honig), sind aber auch wie Gummibänder reversibel elastisch. Ein Beispiel sind Ohrenstöpsel aus Polymerschaum: Sie passen sich an das Ohr an, erlangen nach der Entfernung aus dem Ohr aber wieder ihre ursprüngliche Form. Einsatzmöglichkeiten für das neue Material fänden sich in der künftigen Weltraumerforschung, in Treibstofftanks von Raumgefährten und Raketen und auch zum Beispiel als Schwingungsdämpfer in Automotoren, so Xu Ming. Weitere Möglichkeiten sollen erörtert werden. (red)