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Informationsministers Mohammed Said el Sahhaf

foto: reuters/iraqui tv

London - Ein ehemaliger Mitarbeiter des verschwundenen irakischen Informationsministers Mohammed Said el Sahhaf hat erstmals den Moment geschildert, als der Propaganda-Chef einsehen musste, dass die Amerikaner den Krieg gewonnen hatten. Sogar der Sturz der Saddam-Statue im Zentrum von Bagdad am 9. April habe Sahhaf noch nicht zum Aufgeben bewegen können, sagte Raibah Hassan (35), der Manager des Rundfunkstudios Hikmat, dem "Sunday Telegraph". Aber als der Kampflärm am frühen Morgen des 10. April auch in der Nähe des Studios deutlich zu hören gewesen sei, habe sich "Comical Ali" - wie er von amerikanischen und britischen Medien genannt wurde - doch der Realität stellen müssen.

Weiß-roter Schal

"Sahhaf hat langsam sein schwarzes Barett abgenommen und die Schulterstücke seiner Uniformjacke zusammengefaltet, um seinen Rang zu verbergen, und dann hat er nach einem weißroten Schal gegriffen", berichtete Hassan. "Den hat er um seinen Kopf gebunden und uns dabei angewiesen, bis 03.00 Uhr früh weiter zu senden. Er hat "Auf Wiedersehen" gesagt und ist dann durch die Hintertür verschwunden." Sogar seine Leibwächter habe er zurückgelassen. Kaum drei Stunden später seien US-Soldaten in der Straße eingezogen.

Sahhaf hat seine Durchhalte-Parolen nach dieser Darstellung nicht nur vor laufenden Kameras verbreitet, sondern auch hinter den Kulissen. "Einmal hatte ich amerikanische Panzer auf der Haifa-Straße gesehen und ihn danach gefragt", erinnerte sich Hassan. "Da hat er gesagt: "Nein, nein, vielleicht sind da zwei oder drei Panzer, aber die werden wieder verschwinden."

"Alles ist normal"

Nach Hassans Schilderung hat der Informationsminister seine eigene Propaganda möglicherweise bis zu einem gewissen Grad selbst geglaubt. So habe er am Abend des 9. April ein Videoband mit Saddams letzter Rede von einem Boten bekommen. Dies habe Sahhaf noch einmal Auftrieb gegeben, berichtete Hassan. "Er hat mir gesagt: "Wie ich dir gesagt habe, das ist Saddam, das ist die Regierung, alles ist normal." Dabei seien draußen bereits Schüsse zu hören gewesen. (APA/dpa)