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Österreichweit wurde in Hunderten Betrieben - so wie hier beim Gratkorner Papiererzeuger Sappi - gegen die Penionspläne der Regierung protestiert.

foto: apa/leodolter

In mehr als 500 Großbetrieben kam es zu mehrstündigen Arbeitsniederlegungen. Experten rechnen mit einem volkswirtschaftlichen Schaden von bis zu 400 Millionen Euro.

Wien – Die Kombination aus Arbeitsniederlegungen und Produktionsausfällen, dem mehrstündigen Stillstand öffentlicher Verkehrsmittel und kaum bezifferbaren indirekten Streikkosten – wie Zeitverlust oder Taxikosten – macht die volkswirtschaftliche Bewertung des ÖGB-Protesttages extrem schwierig.

Im streikunerfahrenen Österreich kann niemand vorhersagen, was der heutige Dienstag wirklich kostet. Finanzminister Karl-Heinz Grasser, sicher kein glühender Anhänger der ÖGB-Position, nannte Streikkosten von bis zu 100 Mio. Euro. Der Wirtschaftsforscher Bernhard Felderer geht von 200 Mio. Euro aus, basierend auf der Annahme, dass ein Drittel der österreichischen Beschäftigten der Arbeit fernbleibt. Der Linzer Ökonom Friedrich Schneider nennt hingegen Streikkosten zwischen 300 und 400 Mio. Euro, aber eher "am oberen Ende". Wobei Schneiders Prognose einschließt, dass ein Drittel des Produktionsausfalls in den Betrieben nachgearbeitet werden kann.

Ganz anders hingegen WIFO-Experte Karl Aiginger: Kurze Streiks kosten seinen Berechnungen zufolge praktisch nichts. Gegen die von Grasser präsentierte Streikkosten-Rechnung tritt WIFO-Mann Aiginger mit Erfahrungswerten aus "streikfreudigen Ländern" wie Spanien oder Italien auf: Die Erfahrung lehre, dass kurzfristige Streiks fast immer eingearbeitet würden. Streiks würden sich in den BIP-Rechnungen dementsprechend gering niederschlagen. (red/APA/Michael Bachner, DER STANDARD Print-Ausgabe, 6.5.2003)