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Umstrittener Freispruch für Mario Placanica (links im Bild neben seinem Rechtsanwalt Vittorio Colosimo).

Foto: APA/ANSA/COSTA-CUFARI

Rom - Der italienische Polizist Mario Placanica, der wegen des Todes des 23-jährigen Globalisierungsgegners Carlo Giuliani am 20. Juli 2001 am Rande des G-8-Gipfels in Genua vor Gericht stand, ist am Montag vom Vorwurf des Mordes freigesprochen worden. Richterin Elena Daloiso nahm die Forderung auf Freispruch der Genueser Staatsanwälte an, denen zufolge Placanica aus Notwehr auf den Globalisierungsgegner geschossen hatte, der mit anderen vermummten Demonstranten mit einem Feuerlöscher in der Hand sein Polizeiauto gestürmt hatte.

Freigesprochen wurde auch der Polizist, der am Steuer des Polizeautos saß. Er war ebenfalls in den Sog der Ermittlungen um Giulianis Tod geraten.

Verbitterung

Verbittert reagierten die Familienangehörigen des Opfers und die Sprecher der italienischen Anti-Globalisierungs-Bewegungen. "Mit diesem Beschluss wird die Polizei von jeglicher Verantwortung für die schweren Krawalle in Genua entlastet", sagte der Chef der italienischen No Global-Bewegung, Vittorio Agnoletto. Seiner Ansicht nach habe Giulianis Mörder mit Absicht das Feuer auf den Demonstranten eröffnet, ohne vorher in die Luft zu schießen, wie die Vorschriften es vorsehen. Laut dem Rechtsanwalt der Familie Giuliani, Giuliano Pisapia, habe sich das Opfer nicht so bedrohlich verhalten, dass dies den tödlichen Schuss in den Kopf rechtfertigt hätte.

Placanica, der weiterhin als Polizist tätig ist, hatte Giulianis Eltern um Verzeihung für seine Tat gebeten. Die Polizei war wegen der ihr vorgeworfenen Brutalität bei den Demonstrationen am Rande des G-8-Gipfels stark unter Druck geraten, hatte jedoch stets von der Regierung Silvio Berlusconis Rückendeckung erhalten. Die Polizei habe korrekt gehandelt, um das Eindringen der Globalisierungsgegner in das Gelände, in dem der G-8-Gipfel im Gange war, zu vermeiden.(APA)