Wien - Mit den Worten "ich bin sehr zufrieden" kommentierte Erhard Busek, der EU-Sonderkoordinator des Südosteuropa-Stabilitätspaktes, am Montagabend das Ergebnis einer von ihm initiierten Konferenz in Wien. Experten aus Ost- und Mitteleuropa sowie Vertreter internationaler Organisationen waren zusammengekommen, um Möglichkeiten des Erfahrungsaustausches mit Südosteuropa zu diskutieren. "Konkrete Pläne" seien das Resultat der Veranstaltung, die in dieser Form zum ersten Mal stattgefunden habe und in vielen Staaten auf großes Interesse gestoßen sei, sagte der ehemalige Vizekanzler in einem Gespräch mit der APA.

Man habe zunächst identifizieren wollen, wozu die einzelnen Länder Mittel- und Osteuropas bereit wären, sagte Busek: "Die haben kapiert, dass sie der EU signalisieren können, wir leisten einen Beitrag." Im Mittelpunkt der künftigen Zusammenarbeit stünden neben der Dezentralisation die Energiewirtschaft sowie der Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Vor allem Polen und Tschechien, die bereits in der Vergangenheit in diesem Bereich mit Südosteuropa verbunden gewesen seien, könnten hier Erfahrungen beisteuern: "Sie kehren sozusagen zurück in die Region", sagte der Sonderkoordinator.

Thema der Konferenz sei auch die Idee gewesen, die CEFTA (Central European Free Trade Agreement) in eine Art südosteuropäische Freihandelszone "SEEFTA" umzuwandeln, da die "Hülle" der CEFTA durch den EU-Beitritt einiger Staaten "frei" werde. Mit der Umsetzung der heute festgelegten Schwerpunkte solle bereits 2004 begonnen werden, kündigte der Sonderkoordinator an.

Hinsichtlich einer möglichen Erweiterung der EU in Richtung Südosteuropa sagte Busek, es sei schwierig, einen konkreten Zeithorizont abzustecken. Als großes Problem, vor allem für Serbien-Montenegro, nannte der Experte die Kosovo-Frage: "Das wissen alle Beteiligten selbst, dass das die Annäherung nicht erleichtert." Es sei auch offen, wie sich das Parteiensystem im Land entwickle. Das Attentat auf Ministerpräsident Zoran Djindjic im März habe allerdings keine negativen Auswirkungen auf die Annäherung Serbien-Montenegros an die EU: "Der Weg des Djindjic hat durch den Mord eine stärkere Unterstützung", sagte Busek.

Positive Veränderungen ortet der Sonderkoordinator in der Haltung der Österreicher in Bezug auf die EU-Erweiterung: "Ich merke eine Verbesserung". Die vorhandene Skepsis hänge mit dem "Naturell" der Menschen zusammen. Außerdem sei die Bevölkerung auch viel pragmatischer als die Politiker: "Das Klima ist nicht so schlecht." Man finde sich mit der Erweiterung ab, mache sich aber Gedanken bezüglich ihrer praktischen Umsetzung. Die Erweiterung sei ein "Wachstumsprozess": "Wir müssen lernen, damit umzugehen", sagte Busek. (APA)