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APA/Barbara Gindl

Wien - Der wegen des Streiks befürchtete Verkehrszusammenbruch ist heute, Dienstag, früh weitgehend ausgeblieben. Viele Wiener stiegen auf Drahtesel, Scooter oder Rollerblades um. Fast ein Viertel der Autofahrer war sogar schneller als sonst unterwegs. Staus gab es aber an den Stadteinfahrten etwa bis in den Bereich des Gürtels. Die Taxifahrer hetzten von Kundschaft zu Kundschaft.

Bereits kurz vor 6.00 Uhr holte Gerald Wuggernig vom Taxifunk 60 160 den ersten Fahrgast am Ring ab. Die ältere Dame erzählte am Weg nach Rudolfsheim, dass sie die Fahrt extra eine halbe Stunde früher als sonst geplant hat. Der Verkehr war zwar stärker als sonst, kurze Verzögerungen gab es aber nur am Gürtel.

Gleich danach ging es von Penzing zum Rudolfsspital in Wien-Landstraße. Der Gürtel war kurz vor 7.00 Uhr fast "dicht", sonst gab es kaum Probleme. "Die Ampelphasen werden nicht wie sonst von den Straßenbahnen beeinflusst, da geht's gleich schneller", so Wuggernig.

Das schöne Wetter war für viele aber offenbar die Gelegenheit, mit dem Rad ins Büro zu fahren. Am Ring war es am frühen Vormittag mitunter nicht einfach, die Radwege zu queren, ganze Kolonnen waren unterwegs. Allerdings hatten sich eher jüngere Semester auf den Drahtesel geschwungen. Dazwischen auch "klassische" Yuppies mit Freisprecheinrichtung und einige sichtlich untrainierte "Gössermuskel" und "Reithosen".

Schlecht gelaunt waren weder Radler noch Skater oder Scooterfahrer, die oft ihren Kids den kleinen Roller entwendet hatten. Die Stimmung war locker, "mal was anderes".

Zwiespältig war die Situation für Autofahrer. Laut einer Befragung des ARBÖ waren rund 21 Prozent schneller am Ziel als gewöhnlich, viele waren aber auch eher losgefahren. 79 Prozent waren deutlich länger als sonst unterwegs, die Verzögerungen lagen zwischen 20 und 45 Minuten. Von der Donaustadt in die City wurden Fahrzeiten bis zu eineinhalb Stunden gemeldet.

Recht gut organisiert waren offenbar die Mitfahrgelegenheiten. Schon vor 6.00 Uhr standen an Busstationen entlang des Gürtels mehr Menschen als an normalen Werktagen. Gewartet wurde nicht auf den Bus, sondern auf einen netten Arbeitskollegen.

Erstaunlich oft mit Sozius unterwegs waren die Biker. Elegant bis vor das Geschäft wurden die Partner oder Partnerinnen gebracht, ein Küsschen war der Dank. Das Wissen, dass die Polizei nicht in dem Ausmaß wie sonst präsent ist, führte allerdings bei vielen Verkehrsteilnehmern zu einer gewissen Nachlässigkeit bei der Befolgung der Straßenverkehrsordnung.

Stau auf Radwegen

"Stau auf der Straße habe ich relativ wenig gesehen. Den Stau gabs auf dem Radweg auf der 'Zweier-Linie' unter uns Radlern", erklärte Dienstagvormittag die praktische Ärztin Dr. Maria W., die - so wie ihre Ordinationshilfe - auf dem Drahtesel von ihrer Wohnung in Wien-Währing - in ihre Ordination gefahren war. "Eine Katastrophe, die Radwege sind viel zu schmal", fügte sie hinzu.

Für die Tour bis nach Wien-Margarethen hatte die Medizinerin rund 25 Minuten gebraucht - inklusive eines kleinen Unfalles. "Ich habe einen anderen Radfahrer gestreift. Die eigentliche Gefahr ist aber die Mischung aus Radlern, Skatern und Scootern. Außerdem ärgerten sich die 'Sportlichen', die immer mit dem Drahtesel in Wien unterwegs sind, über die 'Gelegenheits-Radler' von heute. Und überholen kann man auf dem Radweg auch nicht", sagte die Ärztin.(APA)