Berlin - Der 1999 zurückgetretene SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine ist bei der Festveranstaltung zum 140. Jubiläum der deutschen Sozialdemokraten unerwünscht.

SPD-Generalsekretär Olaf Scholz habe an Lafontaine für die Veranstaltung am 23. Mai keine Einladung verschickt, teilte eine Parteisprecherin am Dienstag in Berlin mit.

Die früheren SPD-Chefs Hans-Jochen Vogel, Björn Engholm und Rudolf Scharping wollen dagegen zu dem Festakt nach Berlin kommen, bei der der SPD-Vorsitzende, Bundeskanzler Gerhard Schröder, die Hauptrede hält.

Hessens SPD-Chefin Andrea Ypsilanti kritisierte die Ausladung Lafontaines, der derzeit massiv bei Gewerkschaftstagungen und in Zeitungsbeiträgen Schröders Reformpläne attackiert.

"Lafontaine gehört zur Geschichte"

"Lafontaine gehört zur Geschichte der SPD und hat uns 1998 die Wiederwahl ermöglicht", sagte die zum linken Flügel der SPD gehörende Ypsilanti der Zeitung "Die Welt". Der frühere SPD-Chef sei ein wichtiges Parteimitglied und keine "persona non grata". Deshalb sei seine Ausladung "nicht in Ordnung".

Zu der Veranstaltung werden auch die meisten sozialdemokratischen Regierungschefs aus Europa erwartet. Am Vortag treffen sie sich bereits in Berlin im Rahmen einer Sitzung der Spitze der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) in Berlin. SPE-Vorsitzender ist der britische Labour-Politiker Robin Cook, der wegen des Irak- Kurses von Premierminister Tony Blair als Fraktionschef zurücktrat.

Blair-Teilnahme offen

Blair selbst ließ bisher offen, ob er nach Berlin kommt. Unklar war, ob dies mit seiner strikten Unterstützung für den Irak-Krieg zusammenhängt. Blair hat bereits seine Zusage zur Teilnahme am Ökumenischen Kirchentag in Berlin Ende Mai wieder abgesagt, weil er offenbar heftige Proteste gegen seinen Irak-Kurs befürchtete.

Am 23. Mai 1863 wurde in Leipzig unter der Führung von Ferdinand Lassalle der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) gegründet. Dies gilt als Geburtstunde der Sozialdemokatie in Deutschland. Den Namen SPD trägt sie seit 1890. 1933 von der Nazi-Diktatur verboten und zerschlagen, war sie nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 im besetzten Deutschland neu entstanden. Sie wurde aber schon 1946 in der sowjetischen Zone, der späteren DDR, mit den Kommunisten zwangsvereingt, sodass nur noch die SPD der Bundesrepublik Deutschland fortbestand. Nach dem Zusammenbruch der DDR 1989 und der Wiedervereinigung 1990 gab es wieder eine gesamtdeutsche SPD. (APA/dpa)