Wien - "Nur ein interdisziplinäres Zusammenspiel zwischen Neontologen, Anästhesisten, Kinderchirurgen, Pädiatristen und Geburtshelfern verbessert die Überlebenschancen für Frühgeborene". So resümierten am Dienstag Vertreter der "Österreichischen Gesellschaft für Prä- und Perinatale Medizin" bei einer Pressekonferenz in Wien anlässlich des 30-jährigen Bestehens die Fortschritte ihrer Entwicklungsarbeit. Rund 5.400 frühgeborenen Säuglingen pro Jahr wird dadurch Leben gerettet.

Schlüssel für gesunkene Mortalität

"Operiert" wird in "Perinatal-Zentren": Spezialisten aus Fachdisziplinen wie der Kinderchirurgie und Anästesiologie arbeiten hier "unter einem Dach zusammen" und gewährleisten eine optimale medizinische Vorbereitung auf die Geburt sowie die Miniminierung eventueller Komplikationen. Vor allem bei Risikoschwangerschaften wie pränatal diagnostizierten Fehlbildungen beim Fetus oder einer chronischen Erkrankung der Mutter werden Schwangere vorzeitig in ein Perinatal-Zentrum transportiert.

Primarius Dr. Walther Gruber, Präsident der Gesellschaft und Leiter der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung im Wiener Kaiser-Franz-Spital sieht in der vernetzten Kommunikation den "Schlüssel" für die stark gesunkene Mortalität: "Lag die Sterblichkeitsrate zu Beginn der siebziger Jahre noch bei etwa drei Prozent und entsprach den Ergebnissen in Entwicklungsländern, so beträgt sie heute nur mehr knapp sechs Promille".

Mutterkindpass

Als weitere entscheidende wissenschaftliche Inputs für diese positive Entwicklung nannte Gruber auch die "Einführung des Mutterkindpasses im Jahr 1974" und die "missionarisch betriebene Aufklärungsarbeit über die Wichtigkeit operativer Geburtsüberwachung", die letztlich eine frühzeitige Diagnostik etwa durch intrauterinen Ultraschall oder Magnetresonanz und das Abrücken von konservativen Standpunkten seitens der Medizin und der Gesellschaft ermöglicht hat.

"Der Bibelspruch 'Unter Schmerzen sollst du deine Kinder gebären' hat mit der Realität nichts zu tun", verwies Dr. Christian Gosch, Leiter der Geburtshilflichen Anästhesiologie und Schmerztherapie "Goldenes Kreuz" auf regionale Betäubungsmöglichkeiten wie etwa die "Walking-Epidural-Anästhesie". Bei dieser Methode werden werdenden Müttern lokal die Wehenschmerzen genommen und ein schmerzloses Bewegen unmittelbar nach der Geburt ermöglicht.

Psychosomatik

Zunehmend an Bedeutung gewinnt die psychosomatische Facette: Totgeburten und Behinderungen würden Schocksituationen darstellen und verlangen eine psychologische Betreuung der Eltern, vor allem der Mutter. Brigitte Kolinek, Stationsschwester im AKH: "Mit Fachausdrücken wie Fetus, Aportus et cetera um sich zu schleudern, macht ebenso wenig Sinn wie Ignoranz oder Zuspruch, dass man weiterhin gesunde Kinder zur Welt bringen kann.

Was zählt, ist professioneller psychologischer Beistand". Ebenso traurig wie die Situation für die Eltern, sind auch die Fakten, die hier für eine Verbesserung sprechen würden: Das Wilhelminenspital in Wien ist bundesweit bisher das einzige Krankenhaus mit einer eigenen Säuglingspsychosomatikstation. (APA)