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Neu aufgerollt: Fall Kampusch

Foto: APA/Jäger

Wien - Jetzt ist es fix: Die Ermittlungen über die Entführung von Natascha Kampusch, die vor rund einem Jahr gegen den Willen des Chef-Ermittlers, des mittlerweile verstorbenen Franz Kröll, abgeschlossen wurden, werden in den nächsten Monaten Thema im Unterausschuss des Innenausschusses im Parlament sein. Ausschuss-Vorsitzender Werner Amon (ÖVP) bestätigte dies dem Standard am Sonntag: "Wir warten nur noch den Revisionsbericht der Staatsanwaltschaft Innsbruck ab." Diese ermittelt seit einigen Wochen gegen fünf Staatsanwälte wegen des Verdachtes auf Amtsmissbrauch, nachdem der Ex-Präsident des Obersten Gerichtshofes, Johann Rzeszut, der auch Teil der Kampusch-Kommission war, Anzeige erstattet hatte.

Im Ausschuss herrscht Verschwiegenheitspflicht, dessen Mitglieder werden alle extra vereidigt. Daher glaubt Amon, dass die Causa hier besonders gut aufgehoben sei: "So können die Mitglieder des Ausschusses in die angeforderten Akten Einsicht nehmen, ohne dass dabei die berechtigten Schutzinteressen dritter Personen (Kampusch, Anm.) verletzt werden", erklärt Amon.

"Wachsames Auge nötig" 

Da unter den fünf Staatsanwälten aus Wien und Graz, gegen die ermittelt wird, auch ein Oberstaatsanwalt ist, erwartet Amon "natürlich auch, dass die Oberstaatsanwaltschaft zusätzlich ein wachsames Auge auf die Ermittlungen haben wird". Dass es dringenden Aufklärungsbedarf in dieser "heiklen Causa" gibt, darüber herrsche "erfreulicherweise Übereinkommen", betont Amon, "ohne Rücksicht auf irgendwelche politischen Farbenlehren".

Abgesehen von den vielen Widersprüchen in der Causa selbst, seien auch die Zweifel der beiden pensionierten Höchstrichter, Rzeszut und Ludwig Adamovich, sowie der plötzliche Tod des Soko-Chefermittlers, Franz Kröll, über dessen offene Fragen der Standard mehrmals berichtete, "alarmierend genug, der Sache noch einmal nachzugehen", ist Amon überzeugt. Alle drei Männer äußerten Zweifel daran, dass Wolfgang Priklopil ein Einzeltäter war. Die Staatsanwaltschaft behauptete aber stets genau das. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD Printausgabe, 6.12.2010)