"Läuft es beim FK Austria Wien einmal rund, werden von außen gerne Giftpfeile abgefeuert", steht einleitend auf der Austria-Homepage zur Causa "Dreifingergruß von Dragovic" zu lesen. Scheinbar will man in Favoriten nicht wahrhaben, dass ein Akteur der Veilchen, nämlich Aleksandar Dragovic mit dem im Spiel gegen Salzburg völlig unnötig gezeigten Dreifingergruß, der an die Siegerpose serbischer Tschetniks erinnert, die Grenzen des Erlaubten klar überschritten hat. Und das just bei der Austria, die glauben machen will, sie würde nicht zuletzt durch Probleme mit dem eigenen Anhang längst einen entsprechenden Umgang mit politischen Statements und Symbolen kultiviert haben. Aber nein, Schulterschluss nach österreichischer Manier, die anderen, in diesem Fall die anprangernden Medien sind schuld.

Dass dem 19-jährigen Veilchen-Verteidiger die Tragweite der spontanen Aktion nicht bewusst war, darf angenommen werden. Es geht dabei nicht um eine Schuldzuweisung oder gar Verurteilung, schon gar nicht darum, Dragovic ins rechte Eck zu stellen, vielmehr ist klar und deutlich festzuhalten, dass ein derart heikles Zeichen, wie auch andere politische Symbole und Äußerungen nichts auf den Rängen und schon gar nichts auf dem Rasen heimischer Stadien verloren haben. Dies sollte für alle Legionäre und vor allem für alle österreichischen Nationalspieler sonnenklar sein und das sollten die Vereine, die Ligaverantwortlichen und der ÖFB auch klar und offen kommunizieren und nicht den Mantel des Schweigens darüber ausbreiten. Ein "Cordon sanitaire" gegen rechtsextreme Ideologien wäre nicht nur wünschenswert, sondern eigentlich ÖFB-Pflicht.

Erklärungsversuche, dass es sich hierbei um eine Anspielung auf die Dreifaltigkeit oder um ein spezielles Victoryzeichen serbischer Sportler handle, sind mehr als kühn, schlicht oberflächlich, da der strittige Gruß in jüngerer Vergangenheit vor allem von rechtsextremen Gruppen wie den Tschetniks während des Balkankrieges als Zeichen des Triumphs verwendet wurde und noch heute von vielen Menschen als Provokation empfunden wird.

Vermutlich glaubt niemand im Ernst daran, dass Dragovic mit den Tschetniks sympathisiert, selbiges schließt der talentierte Defensivspieler vom Verteilerkreis auch kategorisch aus. Dass er seinen ersten Bundesliga-Treffer mit diesem Gruß aber seinem Onkel gewidmet haben will, mutet jedoch auch etwas seltsam an. (derStandard.at, 7. Dezember 2010)