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Badelt ärgert sich - wieder einmal - maßlos über die Hochschulpolitik der Bundesregierung.

Foto: dapd

Wien - "Absoluter Wahnsinn aus Sicht einer überlasteten Uni" ist für den Rektor der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, Christoph Badelt, die von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl zur Begutachtung ausgesendete Novelle zum Universitätsgesetz (UG), mit der die Möglichkeit für Zulassungsbeschränkungen in überlaufenen Fächern geschaffen werden soll. "Ich finde, das ist ein völlig inkonsistenter und unhaltbarer Vorschlag", so Badelt. Durch die Bestimmung, dass mindestens die Studienanfängerzahl der vergangenen fünf Jahre aufgenommen werden muss, schreibe man nur die unhaltbaren Zustände fort.

Badelt: Kapazitätsproblem wird größer

"Dort, wo die Zustände unhaltbar sind, führt man formal die Möglichkeit ein, Kapazitätsfestlegungen zu treffen - gleichzeitig perpetuiert man diese Zustände aber. Und um das abzurunden, schickt man gleichzeitig einen Entwurf für ein Qualitätssicherungsgesetz aus", meinte Badelt. "Und das 14 Tage, nachdem man uns erklärt hat, es gibt keinen Euro mehr, um eine Erweiterung der Kapazitäten oder eine Verbesserung der Qualität zu finanzieren.", spielte er auf den "Universitätsgipfel" mit der Regierungsspitze an. An der WU sei zuletzt ein Professor auf 375 Studenten gekommen, vor fünf Jahren seien es 282 gewesen. Der Durchschnitts-Betreuungswert lag dabei bei 328 Studenten pro Professor - "und das wird durch diesen Entwurf quasi als minimale Zugangsnorm dargestellt: Das kann ich ja wohl nicht ernst nehmen".

Für Badelt wird mit dem Entwurf das Kapazitätsproblem der Unis nur größer. Wenn das Gesetz so komme, "werden wir sicher keinen Antrag stellen", erklärte der WU-Rektor.

Rote Studenten und Grüne üben Kritik

Auch die Grünen, der Bund sozialdemokratischer AkademikerInnen (BSA) und das BZÖ lehnen Karls Entwurf ab, mit dem Zugangsbeschränkungen in überlaufenen Studienfächern ermöglicht werden sollen. Auch die ÖVP-nahe Studentenorganisation AktionsGemeinschaft (AG) und der Österreichische Cartellverband (ÖCV) sind mit den Plänen der Ministerin nicht ganz zufrieden.

Der Grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald und BSA-Präsident Andreas Mailath-Pokorny lehnten Zugangsbeschränkungen ab - mit Hinweis darauf, dass Österreich bei der Zahl der Akademiker unter den OECD-Schlusslichtern rangiert. Grünewald nannte Studienplatzbeschränkungen eine "reine Defensivmaßnahme", mit der offenbar die Gesamtzahl der Studierenden reduziert werden solle. Die Qualität des Studiums werde damit - anders als Karl sage - nicht verbessert. Die könne bei gleichbleibender oder steigender Studierendenzahl nur mit mehr Hochschullehrern erreicht werden, merkte Grünewald an.

AG kritisch, Kartellverband eher zufrieden

Die AG sprach sich klar für ein "Zugangsmanagement" aus. Der vorgelegte Entwurf enthalte aber kein "hinreichendes Modell" dafür. "Zugangsmanagement ist ein viel zu wichtiges Thema, als dass man es durch undurchdachte Schnellschüsse aufs Spiel setzen darf", merkte Bundesobmann Jan-Philipp Schifko an.

Deutlich positiver steht der ÖCV dem Entwurf gegenüber. Nur ein Punkt stört den Studentenverband: dass im Genehmigungsverfahren der Politik zu starker Einfluss zukomme. Unis und Uni-Senate sollten autonom, ohne Beschluss der Regierung, über die Einführung von Auswahlverfahren entscheiden können, forderte Präsident Matthäus Metzler. (APA)