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Wikileaks wird der Geldhahn abgedreht

Foto: REUTERS/Ciro De Luca

Um Wikileaks wird es einsam: Zahlreiche Geschäftspartner haben in den vergangenen Tagen die Zusammenarbeit aufgekündigt. Der Fluss von Spenden an die Internetseite ist dadurch erheblich behindert, auch auf technischer Seite gibt es Probleme. Die Unternehmen sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, auf Druck von Regierungen zu handeln.

Finanzinstitute

Der Kreditkartenkonzern VISA stellte inzwischen alle Zahlungen an Wikileaks ein. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben zunächst prüfen, "ob die Tätigkeit von Wikileaks den Geschäftsbedingungen von Visa zuwiderläuft". Visa habe die Entscheidung ohne "jeglichen Druck einer Regierung" getroffen.

Visa folgte damit dem Schritt des Konkurrenten MASTERCARD, der ebenfalls alle Kreditkartenzahlungen an Wikileaks einstellte. Mastercard berief sich auf einen Passus seiner Geschäftsbedingungen, wonach alle Kunden gesperrt würden, die "illegale Handlungen direkt oder indirekt unterstützen oder erleichtern".

Die Schweizer Bank POSTFINANCE sperrte das Konto von Wikileaks-Gründer Julian Assange. Dieser habe "falsche Angaben zu seinem Wohnort gemacht", begründete die Bank den Schritt. Assange hatte als Wohnort Genf angegeben. Das Konto nutzte er, um Spenden von Unterstützern zu sammeln.

Auch das Internet-Bezahlsystem PAYPAL, ein wichtiges Spendeninstrument, sperrte das Konto von Wikileaks. Die eBay-Tochter PayPal warf Wikileaks eine Verletzung der Nutzungsbedingungen vor, welche "die Anregung, Förderung oder Erleichterung illegaler Vorgänge" verbieten.

Server eingestellt

Der US-Internetriese AMAZON verbannte Wikileaks von seinen Servern. Amazon warf Wikileaks eine Verletzung der Bestimmung vor, wonach alle Kundenwebseiten im Besitz der Nutzungsrechte jener Inhalte sein müssen, die auf der Seite veröffentlicht werden. Das sei bei den US-Geheimunterlagen nicht der Fall.

Auch der US-Internet-Adressanbieter EVERYDNS.NET stellte seine Dienste für Wikileaks ein. Damit waren die Inhalte nicht mehr unter wikileaks.org abrufbar. Der Dienstleister begründete dies mit massiven Hackerangriffen, welche andere Kunden von everydns.net beeinträchtigten.

Das US-Unternehmen TABLEAU SOFTWARE, ein Experte für Datenvisualisierung, kündigte ebenfalls die Zusammenarbeit mit Wikileaks auf. Mit den Diensten der Firma hatte Wikileaks die Fülle seiner Dokumente graphisch aufbereitet. Tableau Software machte eine Verletzung der Geschäftsbedingungen geltend.

Hunderte Kopien im Netz

Und wie reagiert WIKILEAKS? In dem weltweiten Katz-und-Maus-Spiel erweist sich die Internetplattform bisher als recht flinke Maus. Es wurden sicherheitshalber mehrere Kopien der gesamten Webseite erstellt, die nun über hunderte Server in Europa zugänglich ist - etwa unter www.wikileaks.de. Mit einem Spendenaufruf unter dem Motto "Keep Us Strong" bittet Wikileaks um Geld - und empfiehlt zur Not den Versand von Spendenschecks mit der Post. (APA/AFP)