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In Hongkong kursieren Kaffeetassen mit dem Bild Liu Xiaobos und seiner Frau. Abgeordnete des Legislativrates der chinesischen Sonderzone nehmen an der Zeremonie in Oslo teil.

Foto: Reuters/Bobby Yip

In Oslo wird heute der Friedensnobelpreis an den inhaftierten chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo vergeben. Das Nobelkomitee versuchte am Vortag, Peking, das weiterhin scharf reagiert, zu besänftigen. 

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Oslo/Peking/Washington/Genf - Nur einen Tag vor der von China scharf kritisierten Verleihung des Friedensnobelpreises an den inhaftierten Dissidenten Liu Xiaobo wurde am Donnerstag in Peking erstmals der "Konfuzius-Friedenspreis" vergeben. Der von einer Gruppe von Universitätsprofessoren ins Leben gerufene Preis sollte an den früheren taiwanesischen Vizepräsidenten Lien Chan ausgehändigt werden. Liens Büro gab jedoch an, nichts von der Auszeichnung zu wissen. In seiner Abwesenheit wurde die gläserne Trophäe einem kleinen Mädchen übergeben. Lien Chan setzt sich wiederholt für eine Annäherung zwischen China und Taiwan ein.

In Oslo betonte unterdessen der Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Thorbjörn Jagland, dass der Friedensnobelpreis an Liu Xiaobo "nicht gegen China" gerichtet sei. "Das ist ein Preis, der das chinesische Volk ehrt", sagte Jagland in einer Pressekonferenz. Es handle sich allerdings auch um ein Signal an China, dass es wichtig sei, politische Reformen einzuleiten und die Kämpfer für Menschenrechte zu unterstützen.

Das US-Repräsentantenhaus hatte am Mittwoch in einer Resolution Friedensnobelpreisträger Liu gewürdigt und China zur Freilassung politischer Gefangener aufgefordert. In der unverbindlichen Entschließung, die von 402 Abgeordneten bei einer Gegenstimme angenommen wurde, gratuliert die Kongresskammer dem Chinesen "für sein Eintreten für demokratische Reformen in China und für den Mut, mit dem er seine wiederholte Inhaftierung ertragen hat". Präsident Barack Obama wird aufgefordert, für die Freilassung Lius und das Ende des Hausarrests für dessen Frau Liu Xia einzutreten. Auch internationale Menschenrechtsorganisationen fordern in einem gemeinsamen Appell die Freilassung Lius.

Pekings Außenamtssprecherin Jiang Yu kritisierte die Resolution des US-Repräsentantenhauses um-gehend als "arrogant" und "unangemessen". Jeder Versuch, Druck auf China auszuüben, werde erfolglos sein. Vor der Preisverleihung ging China auch verstärkt gegen Menschenrechtsaktivisten vor und blockierte die Websites westlicher Medien.

Die Verleihungszeremonie in Oslo wird von 19 Staaten boykottiert, darunter neben China Russland, die Ukraine und Serbien. Auch UN-Menschrechtskommissarin Navi Pillay nimmt nicht teil, offiziell wegen anderer Verpflichtungen am Tag der Menschenrechte. (AFP, dpa, Reuters, jdh, red/DER STANDARD, Printausgabe, 10.12.2010)