Washington - Gentechniker in den USA haben aus dem Erbgut von zwei männlichen Mäusen lebensfähige Nachkommen gezüchtet. Die neue Technik könnte auf lange Sicht zur Erhaltung bedrohter Arten eingesetzt werden und möglicherweise irgendwann einmal gleichgeschlechtlichen Paaren zu Kindern verhelfen, heißt es in der Studie, die im US-Fachblatt Biology of Reproduction veröffentlicht wurde.

Bei einer Abwandlung des Vorgehens sei auch die Zucht von Mäusen aus dem Ergut zweier Mütter denkbar, hieß es darin. Die Technik erfordere aber "noch erhebliche Verfeinerungen", ehe sie vielleicht einmal beim Menschen zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden könne, schrieb Studienautor Richard Behringer vom MD Anderson Cancer Center in Texas.

"Entmannte" Zellen

Für das Experiment entwarfen die US-Wissenschafter einen komplexen mehrstufigen Prozess, in dem weibliche Mäuse nur als Leihmutter zum Austragen von Föten eine Rolle spielen. Aus dem Erbgut männlicher Mäuseföten wurden zunächst sogenannte Induzierte Pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) isoliert, die genetisch umprogrammiert wurden. Das geschlechtsprägende XY-Chromosom verlor seinen Y-Teil - also jenes Bestandteil, der die Maus zum Männchen macht. Übrig blieb ein einzelnes X-Chromosom ohne Y-Gegenstück (X0-Zelle).

Diese genetisch "entmannten" X0-Zellen wurden in weibliche Mäuse-Embryos eingesetzt, die von Leihmüttern ausgetragen wurden. Die auf diese Weise geborenen Mäuse enthielten die X0-Zellen des Vaters und wurden mit normalen männlichen Mäusen gepaart. Der Nachwuchs - männlich wie weiblich - wies daraufhin genetische Merkmale beider Väter auf: Kombiniert sich das X0-Chromosom des ersten Vaters mit einem Y-Chromosom des zweiten Vaters, entsteht ein Mäusejunge mit XY-Chromosom. Steuert der zweite Vater ein weiteres X-Chromosom bei, entsteht ein Mäusemädchen mit weiblichem XX-Chromosom. (red/APA/AFP)