Wien - Die Festnahme des ehemaligen kroatischen Ministerpräsidenten (2003 bis 2009) Ivo Sanader am Freitag und die Verhaftung von dessen Vertrauten Robert Jezic am Donnerstag tangieren auch die Hypo Alpe Adria. In Kroatien wird wegen Korruptionsverdachts gegen Sanader ermittelt. Es gilt die Unschuldsvermutung, Sanader hat die Vorwürfe bisher bestritten.

Für die Hypo spielte er seit Ende der 90er eine wichtige Rolle. Er brachte der Bank Kreditkunden - so geschehen etwa bei den Hotelprojekten eines Kunden namens Goran S. Er war der Hypo in der Ära Wolfgang Kulterer von Sanader gebracht worden, kaufte auf Kredit Hotels in Kroatien und England. Als er die Zinsen nicht mehr zahlte, beteiligte sich die Hypo-Consultants am Unternehmen, bis die Causa Hypo aufbrach. Damals kaufte S. die Consultants rasch aus - mit einem Hypo-Kredit.

Empfehlung für Berlin

Kulterer legte seinen Nachfolgern die Beziehungen zu Sanader und dessen Vertrauten jedenfalls eng ans Herz, wie sich aus seinen "Empfehlungen für Herrn Vorstandsdirektor Dr. Tilo Berlin" vom 13. Dezember 2007 erhellt: "Nach mir zur Verfügung stehenden Informationen wird Herr Ivo Sanader wieder Premier sein, d. h. die Lobbying-Situation bleibt unverändert." In der Folge empfahl der Ex-Banker dem neuen Hypo-Management die Dienste des "Herrn Robert Jezic", den er als "besten Freund und Verbündeten des Premierministers" beschrieb und der "auch sehr gute Kontaktezum SPD-Lager ... unterhält". Kulterer: "Für ... Herrn Berlin ... ist Herr Jezic sicherlich ein Asset und kann als Lobbyist hier äußerst hilfreich unterstützen. Er hat über den Premier Zugang zu allen Strukturen und hat uns in den Angelegenheiten DAB, Aufbereitung des Arbitrage-Verfahrens in London und im Fall der Sanierung Lipovac ... und in vielen heiklen Situationen extrem geholfen".

In der Causa DAB ging es um ein Schiedsverfahren in London: Die Hypo bekam 2008 rund 40 Mio. Euro vom kroatischen Staat, der damit für unrichtige Angaben beim Verkauf der Slavonska Banka 1998 an die Kärntner geradestand. Lipovac wiederum war ein Tiefkühlgemüse-Produzent, der zur slawonischen Hypo gehörte. 2007 empfahl Kulterer also seinen Nachfolgern, einen zwei Jahre laufenden Lobbying-Vertrag mit Jezic abzuschließen - "um alte offene Vertragswerke ... sofort zu lösen".

Was die Rolle Jezics, seit Oktober 2009 Honorarkonsul der Republik Deutschland in Kroatien, betrifft, stellte der lieber in der Schweiz lebende kroatische Journalist Zeljko Peratovic im Mai einige Fragen an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Etwa die, ob "wirtschaftliches Interesse" an der diplomatischen Immunität Jezics bestehe. Antwort bekam er keine. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12.12.2010)