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Gingerbread bringt vor allem unter der Haube Verbesserungen für die Android-Plattform.

Android 2.3 Gingerbread bringt eine neue Farbpalette für das Menü.

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Tastatur und Copy & Paste wurden überarbeitet.

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Ein besseres Energiemanagement soll längere Akkulaufzeiten ermöglichen.

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Jeder Kontakt kann nun um eine VoIP-Nummer ergänzt werden ...

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... zusammen mit der Unterstützung einer Frontkamera ist dadurch Videotelefonie möglich.

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Google hat sein mobiles Betriebssystem Android mit einem Update auf die nächste Stufe gehoben. Android 2.3 Gingerbread bringt einige optische Neuheiten, die größten Verbesserungen fanden jedoch unter der Haube statt. Mit besserer Unterstützung für Games, Support für Videotelefonie und erweitertem Multimedia-Support zeigt Googles Lebkuchenmann den Konkurrenten die Zähne.

Angepasste Oberfläche

Einen neuen Anstrich gibt es für das Interface. Status-Zeile, Menüs, Dialer und einige andere Elemente wie App-Icons haben eine neue Farbpalette mit dunklen Grau- und Grüntönen sowei leuchtenden Orangetönen erhalten. Androinica.com geht davon aus, dass Google die generell dünklere Farbgebung nicht nur wegen optischer Gründe gewählt hat. Indem weniger helle Pixel angezeigt werden, soll das dunklere Menü beim Stromsparen helfen. Gizmodo lobt in einem Review das abgerundete Design und einen Performance-Schub gegenüber früheren Versionen. Zudem gelangt man nun direkt vom Menü am Homescreen zur Option "Manage Apps".

Energiemanagement

Generell soll Gingerbread beim Stromsparen helfen, was bei größeren Bildschirmdiagonalen ein immer drängenderes Problem wird. Das Display ist die energiehungrigste Komponente eines Smartphones - bei Diagonalen von 3,7 oder 4 Zoll, wie sie bei aktuellen Smartphones Standard sind, ist es selbst bei bescheidener Nutzung schwierig auf Akkulaufzeiten von zwei Tagen zu kommen. Der Nutzer erhält mit Android 2.3 nun einen besseren Einblick, welche Komponenten und Apps zu viel Strom verbrauchen. Ausgeführte Anwendungen und die verbrauchten Ressourcen werden angezeigt, das System soll aktiver eingreifen und Apps beenden, die zu viel Ressourcen anzapfen.

Überarbeitete Tastatur

Texteingaben sollen mit dem überarbeiteten On-Screen-Keyboard nun flotter und einfacher geworden sein. So wurden die virtuellen Tasten überarbeitet, Wortvorschläge werden nun größer angezeigt. Bereits eingegebene Wörter können durch längeres Antippen und Auswählen durch Vorschläge aus dem Wörterbuch ersetzt werden. Die Unterstützung für Multitouch-Eingaben ermöglicht eine schnellere Auswahl beispielsweise von Zahlen oder Zeichen, ohne das Tastaturlayout wechseln zu müssen. Drückt man beispielsweise die Shift-Taste und gleichzeitig einen Buchstaben, wird dieser groß geschrieben.

Copy & Paste

Überarbeitet wurde auch die Copy & Paste-Funktion. Tippt man ein Wort länger an, kann es flotter in den Zwischenspeicher kopiert werden. Über zwei große Pfeil-Icons kann der zu kopierende Text ausgewählt und durch erneutes Antippen kopiert werden. Laut einem ersten Test von Engadget ist das neue Copy & Paste-Feature allerdings nicht durchgehend konsistent - teilweise wird der Text durch Antippen der ausgewählten Passage kopiert, teilweise erscheint ein zusätzliches Kontextmenü.

VoIP und Videotelefonie 

Bislang von Nutzern eher verschmäht, versucht man nun einen erneuten Anlauf für Videotelefonie. Apple hat mit dem iPhone 4 FaceTime eingeführt, Google folgt nun mit der Unterstützung von VoIP und Videotelefonie per SIP nach. Jeder Kontakt kann um eine VoIP-Nummer erweitert werden. VoIP-Anrufe können über den Dialer oder die Quick-Kontakt-Bar initialisiert werden. Im Gegensatz zu iOS müssen Android-Nutzer einen VoIP-Account ihres entsprechenden Providers einrichten. In der Kamera-App können Nutzer festlegen, welche Kamera sie für Aufnahmen und welche für Videotelefonie nutzen möchten (natürlich sofern die Hardware-Hersteller eine zweite Kamera integrieren).

Bessere Gaming-Unterstützung

Um Android noch besser am Markt zu positionieren, will Google die Spieleentwicklung für seine Plattform stärker forcieren. Die Überarbeitungen in Android 2.3 sollen beispielsweise flüssigere Animationen und bessere Reaktionen ermöglichen. Apps, die in nativem Code geschrieben sind, erhalten Informationen von den Sensoren nun direkt und können auch OpenGL ES direkt nutzen. Für eine bessere Performance von 3D-Grafiken wurden die Video-Treiber von Drittanbietern aktualisiert.

Sensoren und Multimedia

Unter anderem für Spiele ist auch die Unterstützung zahlreicher, neuer Sensoren interessant. So können Hersteller nun beispielsweise Gyroskope, Schwerkraftsensoren oder Barometer integrieren. Apps können die Informationen mehrere Sensoren kombinieren. So können beispielsweise Games mit Kipp-, Dreh- und Wurfbewegungen gesteuert werden. Zudem unterstützt Gingerbread Googles freies Videoformat WebM/VP8, AAC und AMR-Wideband encoding. Mit der Implementierung von Khronos OpenSL ES können Apps auf erweiterte Audio-Effekte und -Kontrollen zugreifen, etwa für einen Equalizer.

Near Field Communication

Zu den neuen Kommunikation-Features von Gingerbread gehört auch Near Field Communication (NFC). Obwohl schon seit Jahren bei Handys (z.B. von Nokia) in Verwendung, hat sich NFC bislang nicht so recht durchgesetzt. In Österreich kann man beispielsweise Fahrkarten der Wiener Linien, Zigaretten oder Snacks kaufen, indem man ein kompatibles Handy an einen Automaten mit NFC-Unterstützung hält. Die Verbreitung von NFC-Diensten könnten nun jedoch mit der Integration in Android angekurbelt werden. NFC kann auch dafür eingesetzt werden, Informationen zu Objekten abzurufen, die mit entsprechenden Chips ausgestattet sind. Das können etwa Werbeplakate, Poster, Aufkleber und andere Objekte sein. Die Unterstützung hängt jedoch von der Hardware ab.

Tipps und Gingerbread-Builds

Eine Übersicht aller neuen Gingerbread-Features für Enduser und Entwickler findet man auf der Homepage von Google. Das Unternehmen hat in einem Blog-Eintrag auch eine Liste mit Tipps und Tricks für Android veröffentlicht, von denen sich einige spezifisch auf Gingerbread beziehen. Ein Entwickler hat indes für mehrere, aktuelle Android-Modelle Gingerbread-Builds veröffentlicht, die laut ZDNet "praxistauglich" sein sollen. Damit können versierte Nutzer die neue Version noch vor den offiziellen Updates auf ihre Geräte spielen. Eine Anleitung zum Rooten des HTC Desire HD und Einspielen von Gingerbread findet man hier.

Nun liegt es an den Smartphone-Herstellern, Geräte auf den Markt zu bringen, welche die neuen Features von Android 2.3 nutzen. Als erstes Gerät ist das von Samsung gefertigte Nexus S erhältlich. (Birgit Riegler/derStandard.at, 2. Jänner 2011)

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